Kreditaffäre des Bundespräsidenten:Wulff will nun doch Medienanfragen offenlegen

Der Bundespräsident beugt sich dem Druck: Wulffs Anwälte wollen nun doch weitere Journalistenanfragen und die Antworten darauf in der Kredit- und Medienaffäre veröffentlichen. Wulff hatte dies zunächst abgelehnt.

Die Anwälte von Bundespräsident Christian Wulff wollen weitere Journalistenanfragen und die Antworten darauf in der Kredit- und Medienaffäre veröffentlichen. Diesen Auftrag habe der Bundespräsident gegeben, teilte Rechtsanwalt Gernot Lehr mit.

Neujahrsempfang des Bundespräsidenten

Bundespräsident Christian Wulff beim Neujahrsempfang im Schloss Bellevue in Berlin: Seine Anwälte sollen nun doch die Medienanfragen und die Antworten dazu vorlegen.

(Foto: dpa)

Damit solle die zusammenfassende Stellungnahme ergänzt werden, die nach dem Fernsehinterview Wulffs am 4. Januar erfolgte. Voraussetzung sei, dass die Medien die Veröffentlichung freigegeben haben und keine Persönlichkeitsrechte verletzt werden. Die Veröffentlichung werde "in der kommenden Woche schnellstmöglich erfolgen", betonte Lehr.

Wulffs Anwalt hatte die komplette Veröffentlichung aller Informationen zuvor abgelehnt. Eine Offenlegung der Antworten auf die Anfragen von Journalisten verletze deren Recht am eigenen Wort und am Schutz ihrer Rechercheergebnisse oder -ziele, hatte der Jurist argumentiert.

Erste Zeitungen hatten aber bereits umfangreiche Dokumentationen vorgelegt. Die Springer-Blätter Die Welt und Welt am Sonntag stellten am Donnerstagabend ihren Fragenkatalog sowie die Antworten von Wulffs Anwälten und der BW-Bank, die Wulff bei seiner umstrittenen Hausfinanzierung half, ins Internet. Auch die Zeitungen des Hauses DuMont dokumentierten am Freitag online ihren kompletten Schriftwechsel mit Wulffs Anwalt aus dem Jahr 2011.

Wulff steht wegen eines Privatkredits für sein Eigenheim, kostenloser Urlaube bei Freunden aus der Wirtschaft und seines Umgangs mit den Medien seit einem Monat in der Kritik. Dass er zurücktritt, will die Mehrheit der deutschen Bürger aber nach wie vor nicht: Nach dem am Freitag veröffentlichten ZDF-Politbarometer sprechen sich 50 Prozent der Bürger dafür aus, dass Wulff im Amt verbleibt. 44 Prozent sind für seinen Rücktritt. Allerdings halten der Umfrage zufolge fast drei Viertel der Bürger den Bundespräsidenten inzwischen wegen seiner Affäre für dauerhaft beschädigt. 61 Prozent halten ihn nicht für glaubwürdig.

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