Krawalle in London:Mann nach Angriff bei Unruhen gestorben

Die Nacht blieb ruhig, doch die Zahl der Toten ist auf fünf gestiegen: Ein 68-Jähriger war am Montag attackiert worden, als er ein Feuer löschen wollte. Nun erlag er seinen schweren Verletzungen. Scotland Yard leitete Mordermittlungen ein.

Die Unruhen in Großbritannien haben ein weiteres Todesopfer gefordert: Kurz vor Mitternacht erlag ein 68-Jähriger seinen Verletzungen. Richard Mannington Bowes war am Montag im Londoner Stadtteil Ealing attackiert worden. Mittlerweile hat die englische Polizei einen 22-jährigen Tatverdächtigen festgenommen, wie der Guardian meldet.

Flowers Are Left For Richard Mannington Bowes Who Died Following The London Riots

Blumen stehen an der Stelle im Londoner Stadtteil Ealing, an der am Montag ein 68-Jähriger attackiert wurde. Er erlag kurz vor Mitternacht seinen Verletzungen.

(Foto: Getty Images)

Offenbar wurde dem Opfer zum Verhängnis, dass er sich gegen die Randalierer stellte: Das Opfer wollte ein Feuer löschen, das zuvor gelegt worden war - und zog sich so den Zorn des Mobs zu. Bowes erlitt bei dem Angriff derart schwere Kopfverletzungen, dass er nicht mehr gerettet werden konnte. Wie Scotland Yard mitteilte, seien Mordermittlungen eingeleitet worden. "Dies war ein brutaler Vorfall, der zur sinnlosen Tötung eines unschuldigen Mannes führte", sagte ein Polizei-Inspektor.

Die Zahl der Menschen, die nach Ausbruch der Unruhen ihr Leben verloren haben, stieg damit auf fünf: Ein 26-Jähriger, der in der Nacht zum Dienstag angeschossen wurde, war im Krankenhaus gestorben.

Im Fall von drei während der Krawalle in Birmingham ums Leben gekommenen Männern nahm die Polizei drei Tatverdächtige fest, darunter einen 16-Jährigen. Ein vierter Mann, der am Mittwoch festgenommen worden war, wurde auf Kaution freigelassen. Die Opfer wurden am Dienstagabend offenbar mutwillig von einem Auto mutmaßlicher Randalierer überfahren.

Ähnlich wie bei dem Fall in London hatten auch sie sich gegen den Mob gestellt: Nach Angaben von Zeugen hatten sie Geschäfte ihrer Wohngegend vor Plünderern schützen wollen. Am Mittwoch war bereits ein 32-Jähriger unter Mordverdacht festgenommen worden. Am Donnerstag wurde dieser auf Kaution freigelassen.

In der mittelenglischen Stadt gedachten Hunderte Menschen der drei getöteten Männer. Die Situation in dem ethnisch gemischten Viertel war zuvor stark angespannt, da Jugendliche sich an den mutmaßlichen Tätern rächen wollten. Nur ein Appell des Vaters eines der Opfers verhinderte neue Gewalt.

In der Nacht zum Freitag bIieb es Großbritannien ruhig. Um neue Krawalle zu verhindern, sollen auch in den nächsten Tagen und über das Wochenende noch etwa 16.000 Polizisten in London im Einsatz bleiben. Außerdem soll die Polizei mehr Spielraum im Kampf gegen Gewalttäter und Plünderer bekommen.

Unter anderem sollen sie mehr rechtliche Möglichkeiten erhalten. Neben dem Einsatz von Gummigeschossen und Wasserwerfern soll die Polizei Vermummten die Gesichtsmaske abnehmen dürfen. Auch die Möglichkeit, eine Ausgangssperre zu verhängen, solle überdacht werden.

Die Krawalle waren vergangene Woche im nördlichen Londoner Stadtteil Tottenham ausgebrochen und hatten sich immer weiter ausgebreitet. Auslöser war der Tod eines 29 Jahre alten dunkelhäutigen Familienvaters, der von der Polizei erschossen worden war. Ballistische Untersuchungen ergaben, dass der mutmaßliche Kriminelle selbst nicht auf die Polizisten geschossen hatte. Das hatte Scotland Yard zuvor behauptet.

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