Kramp-Karrenbauer:Lehrjahre

Vor allem in der Außenpolitik muss die CDU-Chefin jetzt zeigen, was in ihr steckt. Ihr größtes Problem ist Angela Merkel.

Von Daniel Brössler

Im Schattenkampf um die Kanzlerkandidatur muss Annegret Kramp-Karrenbauer auf der Hut sein vor Armin Laschet und Friedrich Merz und vielen anderen. Aber ihr größtes Problem heißt Angela Merkel. Die Frage, ob die CDU-Vorsitzende das Zeug zur Kanzlerin hat, entscheidet sich auch im Vergleich zum lebenden Denkmal im Kanzleramt. Besonders ungünstig fällt der Vergleich in der Außenpolitik aus. Der erdrückenden Macht und Erfahrung Merkels hatte Kramp-Karrenbauer mit den offenbar bescheidenen Mitteln des Konrad-Adenauer-Hauses bislang wenig entgegenzusetzen.

Ein Vortrag Kramp-Karrenbauers am Mittwoch bei der Deutsch-Amerikanischen Konferenz lässt vermuten, dass sie das Problem erkannt hat. Die CDU-Vorsitzende hat sich um ein paar weltpolitische Standortbestimmungen bemüht und dabei zum Beispiel angemessen ausführlich über die Herausforderung durch das wirtschaftlich erfolgreiche, aber undemokratische China gesprochen. Sie hat über Verteidigungsfähigkeit geredet und über demokratische Werte. Alles richtig.

Gelöst ist ihr Problem aber nicht; eine große Rede steht aus. Angela Merkel hatte nie sonderliche Lust, ihre außenpolitischen Überzeugungen zu erklären, und es die meiste Zeit ihrer Kanzlerschaft auch nicht nötig. Diesen Luxus hat Kramp-Karrenbauer nicht.

© SZ vom 13.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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