Balkan-Konflikt:Kosovo öffnet wichtigsten Grenzübergang zu Serbien wieder

Balkan-Konflikt: Der Grenzübergang Merdare ist besonders für Lkw wichtig.

Der Grenzübergang Merdare ist besonders für Lkw wichtig.

(Foto: Visar Kryeziu/AP)

Im Konflikt zwischen der serbischen Minderheit und der albanischen Mehrheit zeichnet sich eine Entspannung ab. Die Regierung in Pristina reagiert nun auf die Ankündigung des serbischen Präsidenten Vučić, Barrikaden an der Grenze entfernen zu lassen.

Im Konflikt zwischen Serbien und Kosovo zeichnet sich eine Entspannung ab. Der Kosovo hat seinen größten Grenzübergang zu Serbien nach einem Tag Sperre wieder geöffnet, wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet. Die Regierung in Pristina reagierte damit auf Zusagen der serbischen Minderheit im Norden des Landes, Straßenblockaden aufzuheben.

Der serbische Präsident Aleksandar Vucic hatte den Abbau der Blockaden "innerhalb von 24 bis 48 Stunden" in der Nacht zu Donnerstag im serbischen Staatsfernsehen angekündigt. Zuvor war er in der südserbischen Stadt Raska mit Vertretern der Kosovo-Serben zusammengetroffen.

Laut Reuters forderte Vučić die ethnischen Serben in Kosovo auf, die Proteste gegen die Regierung von Pristina zu beenden. Den Demonstranten wurde versichert, dass sie keine Strafverfolgung zu befürchten haben. "Wir haben von den Vereinigten Staaten und der Europäischen Union Garantien erhalten, dass keiner der Serben in Kosovo, die an Protesten teilgenommen haben, strafrechtlich verfolgt oder festgenommen wird", sagte Petar Petkovic, Leiter des serbischen Regierungsbüros für den Kosovo.

Mittlerweile haben die Serben damit begonnen, die Barrikaden zu verlassen. An der Blockade nahe der Ortschaft Rudare stand niemand mehr Wache, die Zelte der Aktivisten waren verwaist, berichtete das serbischsprachige Nachrichtenportal kossev.info.

Der heute fast ausschließlich von Albanern bewohnte Kosovo hatte früher zu Serbien gehört und erklärte sich mit westlicher Unterstützung im Jahr 2008 für unabhängig. Im Norden des mehrheitlich albanischen Kosovo leben rund 50 000 Serben. Sie weigern sich, den Kosovo als Staat anzuerkennen und werden dabei von der Regierung in Belgrad unterstützt. Der Konflikt schwelt seit mehr als 20 Jahren. Auslöser der jüngsten Unruhen war die Festnahme eines serbischen Polizisten bei einer Kundgebung.

Nachdem Serbien wegen der wachsenden Spannungen mit der Regierung in Pristina die Armee in Alarmbereitschaft versetzt hatte, schloss am Mittwoch die Regierung des Kosovo vorübergehend den größten Grenzübergang Merdare. Zuvor hatten auf der serbischen Seite Demonstranten die Zufahrt blockiert. Das Außenministerium Kosovos erklärte auf Facebook, wer in Serbien unterwegs sei, müsse andere Grenzübergänge nehmen oder über Nordmazedonien ins Land reisen.

Balkan-Konflikt: Militante Serben hatten in Mitrovica Straßenblockaden errichtet.

Militante Serben hatten in Mitrovica Straßenblockaden errichtet.

(Foto: Vudi Xhymshiti/Imago)

Bereits seit dem 10. Dezember sind zwei andere Grenzpunkte geschlossen. Offen sind derzeit nur noch drei Übergänge zwischen Kosovo und Serbien. Für Kosovo ist die Blockade von Merdare besonders folgenreich, da Tausende im Ausland arbeitende Kosovaren, die die Feiertage für einen Besuch in der Heimat nutzen wollen, gezwungen sind, Umwege zu nehmen. Zudem ist Merdare der wichtigste Grenzübergang für Lkw.

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