Kosovo:Die EU ist gefragt

Die Wahl könnte eine Zäsur für das Land bedeuten, doch dafür braucht es nun eine klare Perspektive aus Brüssel.

Von Peter Münch

In Kosovo haben die Menschen mit ihrem Wahlzettel gleich einen doppelten Denkzettel verteilt. Der erste ging bei der Parlamentswahl am Sonntag an die bisher dominierenden Politiker mit Kampferfahrung aus der alten Befreiungsarmee UÇK, die zugunsten jüngerer und frischerer Oppositionskräfte abgewählt wurden. Der zweite ging an die internationale Gemeinschaft, die aus Gründen einer vermeintlichen Stabilität bislang stets auf diese zwielichtigen Kräfte aus Kriegstagen gesetzt hatte.

Diese Wahl könnte nun, eine erfolgreiche Regierungsbildung der Wahlsieger vorausgesetzt, eine Zäsur bedeuten für Kosovo. Zuvörderst ging es den Wählern darum, die Korruption zu beenden, durch die der junge Staat zu einem Selbstbedienungsladen der herrschenden Cliquen gemacht wurde. Solche Strukturen haben auch jeden wirtschaftlichen Aufschwung bereits im Keim erstickt. Doch Hoffnung auf eine bessere Zukunft kann in Kosovo erst gedeihen, wenn der Grundkonflikt gelöst, also ein Ausgleich mit Serbien gefunden wird.

Hier sind nun die Vertreter der EU gefordert, am besten im Verbund mit den USA. Sie müssen Serben und Kosovo-Albaner zu einem Abkommen bewegen, und dazu braucht es vor allem einen starken Anreiz: die klare Perspektive einer EU-Mitgliedschaft.

© SZ vom 08.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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