Korea:Reden ist Gold

Es ist richtig, dass der neue südkoreanische Präsident auf das Regime im Norden zugehen will. Es zu ignorieren nützt nichts.

Von Christoph Neidhart

Die Nordkorea-Politik ist gescheitert, darüber herrscht von Peking bis Washington Einigkeit. Und mit der Wahl von Moon Jae-in zum Präsidenten Südkoreas erst recht in Seoul. Die "strategische Geduld" des früheren US-Präsidenten Barack Obama - ein Euphemismus für Sanktionen und Abwarten, bis das Regime im Norden kollabieren möge, hat es diesem Regime erlaubt, sein Atomprogramm voranzutreiben und die Wirtschaft etwas anzukurbeln.

Moon war einst in die "Sonnenschein-Politik" involviert, Südkoreas Versuch, Nordkorea einzubinden. Er will den Dialog wiederaufnehmen. Da Ignorieren nichts nützt und sich angesichts der Lage der südkoreanischen Hauptstadt Seoul in Reichweite der nordkoreanischen Artillerie eine militärische Lösung verbietet, gibt es keine Alternative zu einer "Moonshine"-Politik. Die will Moon mit Washington und Peking koordinieren.

Viel Spielraum hat er dabei nicht. Die Sanktionen der Vereinten Nationen verbieten Geldtransfers in den Norden. Aber wichtig wäre es, dass sich der Ton aus Seoul ändert und es Perspektiven gibt. Dann wird sich Nordkoreas Propaganda vielleicht zurückhalten, wie sie es während der Sonnenschein-Politik getan hat. Noch wichtiger ist Moons Anspruch auf die Führungsrolle in der Nordkorea-Politik. Wenn sie scheitert, weil irgendeinem Beteiligten die Sicherungen durchbrennen, dann trifft es Seoul.

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