Süddeutsche Zeitung

Korea-Krise:Der Süden schießt, der Norden duldet es

Trotz massiver Drohungen aus dem Norden hat Südkorea sein angekündigtes Artilleriemanöver nahe der Grenze abgeschlossen. Nun kam eine erste Reaktion aus Pjöngjang.

Trotz massiver Drohungen Nordkoreas haben die südkoreanischen Streitkräfte ihre Schießübungen nahe der umstrittenen Seegrenze im Gelben Meer abgeschlossen. Die Übungen vor der grenznahen Insel Yeonpyeong seien nach etwa eineinhalb Stunden beendet worden, sagte ein Sprecher des Generalstabs in Seoul.

Zwischenfälle wurden nicht gemeldet. Während des Manövers patrouillierten nach Angaben des Verteidigungsministeriums Kampfflugzeuge über Südkorea, um einen möglichen nordkoreanischen Angriff abzuwehren.

Die nordkoreanische Führung will nach eigenen Angaben nicht auf die Militärübung reagieren. Eine Reaktion "lohnt sich nicht", zitierte die nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA am Montag Vertreter der nordkoreanischen Armee. Nordkorea "verspürt nicht nach jeder verachtenswerten militärischen Provokation das Bedürfnis nach Vergeltung", hieß es. Es war die erste offizielle Reaktion aus Pjöngjang auf die Schießübungen nahe der umstrittenen Grenze.

Nordkorea will zudem wieder Kontrolleure der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) ins Land lassen. Eine entsprechende Zusage habe er von der Regierung erhalten, erklärte der Gouverneur des US-Bundestaates New Mexico, Bill Richardson, nach Gesprächen in Pjöngjang. Außerdem habe die Führung des kommunistischen Landes sich bereit erklärt, eine gemeinsame Militärkommission mit Südkorea und den USA sowie eine direkte Telefonverbindung zwischen den Armeen beider koreanischer Staaten zu prüfen.

Zuvor hatte Nordkorea den Süden vor einem Manöver mit scharfer Munition in den umstrittenen Gewässern gewarnt. "Intensität und Umfang" eines potentiellen Gegenschlags würden schlimmer ausfallen, als bei dem Angriff auf Yeonpyeong vor einem Monat, teilte Nordkorea jüngst mit. Durch ein vergleichbares Manöver hatten sich die nordkoreanischen Streitkräfte am 23. November offenbar provoziert gefühlt und die Insel mit Granaten beschossen. Dabei waren vier Menschen ums Leben gekommen.

China rief zur Ruhe auf der koreanischen Halbinsel auf. "Niemand hat das Recht, einen Konflikt oder Krieg zu propagieren", sagte der stellvertretende Außenminister Cui Tiankai vor Journalisten in Peking. Nur durch Gespräche könnten Frieden und Stabilität in der Region erreicht werden. Russland warnte vor einer Destabilisierung der Region. Die beiden Staaten hätten sich nach dem Angriff Nordkoreas auf die Insel Yeonpyeong "am Rand eines bewaffneten Konflikts" befunden, zitierte die Nachrichtenagentur Interfax einen Vertreter des russischen Außenministeriums.

Derweil konnte sich der UN-Sicherheitsrat in New York nicht auf eine gemeinsame Korea-Resolution einigen. Der Rat war in New York wegen der wachsenden Spannungen zwischen Nord- und Südkorea zu einer Dringlichkeitssitzung zusammengekommen. Die amerikanische UN-Botschafterin Susan Rice sagte, die USA und andere Ratsmitglieder hätten eine Verurteilung Nordkoreas für zwei tödliche Angriffe in diesem Jahr gefordert. Doch China habe sich dem strikt widersetzt, berichteten Diplomaten.

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