Korea:Kooperieren in Zug und Wald

Die beiden Staaten in Nord und Süd nähern sich auf vielen Gebieten weiter an, auch wenn es nicht immer die wichtigsten Fragen sind. Deutlich schwieriger läuft es zwischen Pjöngjang und Washington.

Von Christoph Neidhart, Tokio

Die beiden Koreas planen ihren nächsten Gipfel. Dazu würden sich nächsten Montag im Waffenstillstandsort Panmunjom hochrangige Delegationen treffen, gab Südkoreas Vereinigungsministerium am Donnerstag bekannt. Experten zufolge wird Seoul einige Wellen glätten müssen, doch eher zwischen Pjöngjang und Washington. Nordkorea hat sich über die "feindliche Haltung" der USA beschwert. Derweil verlangt Washington von Seoul, den Norden zu rascherer und entschlossenerer Denuklearisierung anzutreiben.

Die USA warfen Pjöngjang jüngst vor, es produziere weiter Nuklearbrennstoff, und die UN zeichneten ein düsteres Bild der Menschenrechtslage im Norden. Das Regime dagegen beschwert sich, die USA beantworteten seine "Maßnahmen des guten Willens" mit Druck. Sie wollten bis zur völligen Denuklearisierung an den Sanktionen festhalten, diese "Peitsche einer feindlichen Politik der USA", schrieb Rodong Sinmun. Das Parteiblatt fragte: "Wie können Sanktionen die Freundschaft zwischen zwei Ländern fördern?"

Seoul zeigt ein gewisses Verständnis dafür. Das Blaue Haus, der Sitz des Präsidenten Südkoreas, vermutete: "Die Wiederaufnahme humanitärer Hilfe für Nordkorea könnte die Denuklearisierung beschleunigen."

Bei den Asienspielen will ein gemischtes Team aus Süd und Nord siegen

Während Experten nicht einig sind, wie die Abrüstungsschritte zu bewerten seien, die Nordkorea gemacht oder angekündigt hat, treiben Seoul und Pjöngjang ihre Annäherung in weniger kontroversen Fragen rapide voran. Alle paar Tage treffen sich Arbeitsgruppen der Bruderländer. Nicht mehr nur in Panmunjom. Am Donnerstag kamen Nordkoreas Eisenbahnpolitiker nach Paju, um über Hilfe zur Modernisierung ihres Bahnnetzes zu diskutieren, das auf die japanische Kolonisation zurückgeht. Sie sprachen auch darüber, wie beide Netze verbunden werden können. Schon in der sogenannten Sonnenscheinpolitik im vergangenen Jahrzehnt sprachen Seoul und Pjöngjang von einer transkoreanischen Linie, die an die transsibirische Eisenbahn angekoppelt werden könnte. Eine solche Verbindung würde Südkoreas Exportkosten nach Europa verringern.

Am Mittwoch waren südkoreanische Forstexperten im Norden. Sie sollen Pjöngjang bei der Schädlingsbekämpfung in den Wäldern helfen und bei deren Bewirtschaftung und Wiederaufforstung. Vorige Woche tagten die Armeekommandos. Die Vorbereitungen für neue Familienzusammenführungen sind fast abgeschlossen. Noch im August sollen sich Angehörige treffen, die durch den Koreakrieg getrennt wurden und sich seither nie sahen.

Es gibt Sportkontakte. Für das Basketballturnier bei den Asienspielen in Indonesien trainiert ein gemeinsames Frauenteam - nicht in letzter Minute zusammengewürfelt wie das Eishockey-Team bei Olympia. Vor vier Jahren gewannen die Südkoreanerinnen das Turnier, nun wollen sie den Titel gemeinsam mit Spielerinnen aus dem Norden verteidigen. Die Stimmung sei gut, "wir haben keine Verständigungsschwierigkeiten", sagte Südkoreas Kapitänin.

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