Korea-Konflikt:Übungsangriff auf Kim

Korea-Konflikt: Südkorea feuerte mehrere Hyunmu-2-Raketen ab, um einen Angriff auf Nordkoreas Atomanlagen zu simulieren.

Südkorea feuerte mehrere Hyunmu-2-Raketen ab, um einen Angriff auf Nordkoreas Atomanlagen zu simulieren.

(Foto: AFP)
  • Südkorea rüstet sich für einen möglichen Angriff aus dem Norden und hat eigene Raketentests unternommen.
  • Konservative Politiker des Landes fordern, Südkorea solle sich eigene Atomwaffen besorgen.
  • US-Präsident Trump wirft Seoul Beschwichtigung gegenüber dem Norden vor. Diese Taktik würde nicht funktionieren.

Von Christoph Neidhart, Tokio

Südkorea hat den Atomversuch Nordkoreas vom Sonntag mit eigenen Raketentests und Einsätzen von F15-Kampffliegern beantwortet. Dabei sei ein Schlag gegen Nordkoreas Atomtestgelände in Punggye-ri geübt worden, sagte das Militär. Alle Raketen hätten ihr Ziel präzise getroffen. Von einer in der vergangenen Woche abgehaltenen Übung heißt es nun, sie habe einen Angriff auf Kim Jong-uns Regime simuliert. Das südkoreanische Verteidigungsministerium kündigte außerdem neue Manöver mit den USA an.

US-Präsident Donald Trump stimmte sich am Montag in Telefonaten mit seinem südkoreanischen Kollegen Moon Jae In und Bundeskanzlerin Angela Merkel ab. Merkel plädierte für "verschärfte Sanktionen", aber auch für eine "friedliche Lösung". Die USA warben im UN-Sicherheitsrat für einen neuen Sanktionsbeschluss. Die US-Botschafterin bei der UNO, Nikki Haley sagte, "die USA wollen niemals so etwas wie Krieg, wir wollen ihn jetzt nicht, aber die Geduld unseres Landes ist nicht unbegrenzt." Welche Maßnahmen im neuesten Resolutionsentwurf enthalten sein sollen, den ihre Regierung dem Sicherheitsrat vorlegen will, sagte Haley nicht. US-Diplomaten deuteten an, dass Nordkoreas Ölversorgung anvisiert werde. Haley sprach von "härtest möglichen Maßnahmen". Die Abstimmung soll am kommenden Montag stattfinden. Russlands UN-Botschafter Wassili Nebensia bekräftigte die Unterstützung für Chinas Vorschlag, Nordkorea solle sein Waffenprogramm aussetzen, wenn die USA und Südkorea auf gemeinsame Militärmanöver verzichteten. Haley wies dies als "beleidigend" zurück. In Seoul wurden am Montag wieder Rufe laut, auch Südkorea sollte atomar aufrüsten. Das fordern einige konservative Politiker, auf die Präsident Moon aber nicht eingeht. Den Ton hat auch er verschärft. Verteidigungsminister Song Young-moo sagte nach einer Sitzung des Nationalen Sicherheitsrats, momentan wolle die Regierung die Provokationen des Nordens mit militärischen Gegendrohungen beantworten, statt auf Gespräche zu setzen. Südkoreas Geheimdienst informierte das Parlament, Nordkorea sei bereit für einen weiteren Atomtest. Tunnel Nummer 2 in Punggye-ri sei beim Test vom Sonntag möglicherweise eingestürzt, aber Tunnel 3 stehe bereit. Er schloss weitere Raketenabschüsse Pjöngjangs über Japan in den Nordost-Pazifik nicht aus. Am ehesten seien sie an Nordkoreas Feiertagen zu erwarten. Am 9. September ist Republik-Gründungstag, am 10. Oktober Gründungstag der "Arbeiterpartei". Telefonisch vereinbarte Moon mit Japans Premier Shinzō Abe, sie wollten die Maßnahmen gegen Nordkorea "auf ein völlig neues Niveau" anheben. Erwogen wird als Vorschlag im Weltsicherheitsrat ein Verbot der Textilexporte Nordkoreas, ein Flugembargo für Air Koryo und ein Verbot für alle UN-Länder, nordkoreanische Gastarbeiter zu beschäftigen. Japan verlangt überdies ein Ölembargo. Moon sprach am späten Montagabend auch mit Russlands Präsident Wladimir Putin, den er mit Abe an am Mittwoch in Wladiwostok treffen wird. Dabei soll es vor allem um Nordkorea gehen. An dem Wirtschaftsgipfel wird auch eine Delegation aus Nordkorea teilnehmen. Moon telefonierte am Montag auch mit Kanzlerin Merkel. In Washington verschärfte auch US-Verteidigungsminister James Mattis nach einer Sitzung des Nationalen Sicherheitsrats den Ton gegen Pjöngjang. Er warnte, jede Bedrohung der USA oder ihrer Verbündeten, werde mit einem "massiven, effektiven und überwältigenden Militäreinsatz" beantwortet. Gleichzeitig versuchten US-Vertreter, Seoul zu beruhigen. Präsident Trump hatte Südkorea in einem Tweet nach dem Atomtest angegriffen, es betreibe "Appeasement" gegenüber Nordkorea, also Beschwichtigung. "Ich habe ihnen gesagt, dass das nicht funktioniert. Die verstehen nur eines!" Über China dagegen twitterte Trump: "Sie versuchen zu helfen, allerdings mit wenig Erfolg." Die zwei ungleichen Tweets machten in Südkorea Schlagzeilen.

Nordkorea versucht, ein Keil zwischen die USA und Südkorea zu treiben - Trump hilft dabei

Am Montag meldete das Blaue Haus, Sitz des südkoreanischen Präsidenten, man habe vom Nationalen Sicherheitsrat der USA einen Brief erhalten, der Trumps Vorwürfe zurücknehme. Zwischen Washington und Seoul gebe es keine Differenzen. Die Entwarnung wirkte nur kurz. Stunden später wurde bekannt, Trump lasse das Freihandelsabkommen der USA mit Südkorea womöglich noch diese Woche platzen. "Es ist befremdend, dass Trump aggressiver gegen Südkorea poltert als gegen China", konstatierte John Delury, Professor der Yonsei-Universität in Seoul. Er vermutete, Moon habe Trump in einem früheren Telefonat widersprochen. Überdies besteht Moon darauf, die USA dürften keine Militäraktion gegen Nordkorea ohne Zustimmung Seouls unternehmen.

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