Es ist hoffentlich nur ein Bluff. Wenn nämlich wahr ist, was US-Präsident Donald Trump über den Stand seiner Vorbereitungen auf das Treffen mit Kim Jong-un am kommenden Dienstag sagte, dann kann sich der nordkoreanische Diktator entspannt zurücklehnen. Er fühle sich gut vorbereitet, sagt Trump. Aber er glaube auch nicht, dass besonders viel Vorbereitung nötig sei. Es gehe ja mehr um die Haltung. Um den Willen, etwas zu verändern. So spricht der weltgrößte Dealmaker.
Seine Mitarbeiter dürften im Dreieck gesprungen sein, als sie das gehört haben. Erst seit wenigen Wochen ist klar, dass das Treffen am 12. Juni in Singapur stattfinden soll. Das ist nicht viel Zeit, um einen Gipfel vorzubereiten, der von manchen Menschen als das Ereignis des Jahrzehnts bezeichnet wird. Trump mag glauben, es werde schon reichen, sich nur oberflächlich vorbereitet an einen Tisch mit Kim zu setzen. Damit dürfte er allerdings unter allen, die an der Vorbereitung beteiligt sind, der Einzige sein.
Es ist ja nicht nur so, dass es das erste Treffen eines amtierenden US-Präsidenten mit einem nordkoreanischen Staatschef ist. Kim hatte erst im März seinen ersten direkten Kontakt mit einem ausländischen Staatschef. Nordkorea ist weitgehend isoliert. Die wenigen Kontakte, die es ins Ausland pflegt, finden meist höchstens auf Ministerebene statt. Außerdem sind beide Länder noch im Krieg miteinander, seit über 60 Jahren. Nach dem Korea-Krieg wurde nie ein Friedensvertrag unterschrieben. Da gibt es also einiges zu besprechen im Vorfeld. Und das betrifft nicht nur die Tagesordnung für das Gespräch.
Ganz oben steht die Sicherheit. Die Maschinerie des Secret Service, der Schutzpolizei des Weißen Hauses, ist gut geölt. Trump wird von vielen Dutzend Agenten des Secret Service begleitet, die schon im Vorfeld jeden Zentimeter Boden checken, den Trump vermutlich betreten wird. Außerdem bringt er seinen eigenen Fuhrpark mit. Neben der Präsidentenlimousine "Beast" auch noch eine Reihe anderer gepanzerter Fahrzeuge und Hubschrauber. Auf US-Seite dürfte also soweit alles in Ordnung sein.
Auch die Sicherheitsbehörden in Singapur sind Gipfel gewohnt. Die Sicherheitsleute von Kim hingegen gelten zwar als gut ausgebildet. Aber es gibt kein eingespieltes Reise-Team. Nordkoreas Machthaber haben dafür einfach zu wenig Auslandsreisen absolviert.
Kim ist bekannt dafür, große Angst vor Anschlägen zu haben
Erstmals müssen diese drei Seiten jetzt in Sicherheitsfragen zusammenarbeiten. Und zwar so, dass sich Nordkorea nicht übergangen oder bevormundet fühlt. Und so, dass der Secret Service nicht zu viele Details seiner Schutzstrategien für den Präsidenten an Nordkorea verraten muss.
Kim ist bekannt dafür, große Angst vor Anschlägen auf ihn zu haben. Wie weit das geht, hat er gezeigt, als es Ende April zum ersten Treffen von Kim mit seinem Gegenüber Moon Jae-in aus Südkorea im Grenzort Panmunjom kam. Kim ließ sich in einer gepanzerten Stretch-Limousine des deutschen Autobauers Mercedes-Benz von zwölf Leibwächtern begleiten, die neben dem Auto her joggten. Fünf auf jeder Seite, zwei hinterher.
Als Tagungsort wurde das 5-Sterne-Hotel Capella an der Südküste von Singapur ausgewählt. Es liegt auf der Hotelinsel Sentosa und ist nur über eine Brücke mit dem Festland verbunden. Die Insel lässt sich also leichter kontrollieren als ein Hotel im Inland. Das Capella liegt auf einem Hügel, was die Übersicht erleichtert. Und es verfügt über genug Grünflächen, damit Helikopter landen können. So wird vermutlich Trump dort hinkommen. Sein Hotel, das Shangri-La, liegt etwa zehn Kilometer vom Capella entfernt im Landesinneren.
Nordkorea war zudem wichtig, in keinem Hotel zu tagen, das in US-amerikanischer Hand ist. Das Capella gehört tatsächlich Investoren aus Singapur.