Korea:Die Feinde reden wieder miteinander

Nordkorea will an den Olympischen Spielen in Südkorea teilnehmen und nährt Hoffnungen auf Entspannung.

Von Christoph Neidhart, Tokio

Die verfeindeten Nachbarstaaten Nord- und Südkorea haben bei ihren ersten offiziellen Gesprächen seit zwei Jahren vereinbart, eine militärische Deeskalation einzuleiten. Zudem kündigte Nordkorea an, es werde im Februar an den Olympischen Spielen in Südkorea teilnehmen. Das Treffen war ein erster Schritt zur Entspannung, nachdem in den vergangenen Monaten etliche Atomraketentests des nordkoreanischen Diktators Kim Jong-un nicht nur in Seoul Unruhe verbreitet hatten. US-Präsident Donald Trump und Kim hatten sich einige verbale Scharmützel geliefert und gegenseitig mit einem Atomwaffenangriff gedroht.

Die Hotline zwischen den Armeen Nord- und Südkoreas, die bereits für die Vorbereitung des Treffens im Waffenstillstandsdorf Panmunjom verwendet worden war, ist nun offiziell wieder in Betrieb, hieß es in der gemeinsamen Abschlusserklärung nach elf Verhandlungsstunden. Auch die Treffen von Familien, die vom Koreakrieg (1950 -1953) zerrissen wurden, sollen bald wieder stattfinden.

Das südkoreanische Vereinigungsministerium nannte das Treffen einen "Durchbruch", einige Medien sprachen bereits von einer "Wende" im koreanischen Konflikt. Der südkoreanische Fernsehsender Arirang kommentierte, das Treffen habe ein "solides Fundament zur Vertrauensbildung" geschaffen. Allerdings warnte Kim Kwang-jin, ein nordkoreanischer Überläufer, der im Süden als Nordkorea-Experte arbeitet, fundamental habe der Norden seine Positionen nicht geändert, insbesondere in der Nuklearfrage nicht. Als der Süden das Thema ansprechen wollte, soll die Delegation des Nordens dies empört zurückgewiesen haben.

Das Internationale Olympische Komitee (IOC) begrüßte den Vorstoß Nordkoreas zur Teilnahme an den Winterspielen, zu denen das Regime 350 bis 400 Menschen schicken wird: Offizielle, eine Cheerleader-Gruppe, einen Tanztrupp, Taekwondo-Kämpfer für gemeinsame Auftritte mit Südkoreanern, Reporter und auch einige Athleten - unter anderem das Eiskunstläufer-Paar Ryom Tae-ok und Kim Ju-sik, das sich für die Spiele qualifiziert hat. Südkoreas Medien erwarten, dass es am Rande der Spiele zu politischen Gesprächen kommen wird, auch zwischen Nordkorea und Drittländern. Seoul hat Nordkorea aufgefordert, die beiden Teams sollten gemeinsam zur Eröffnungs- und Schlussfeier einmarschieren. Pjöngjangs erste Reaktion auf diesen Vorstoß sei positiv gewesen, zumal Diktator Kim Jong-un gesagt hatte, es sei "nur natürlich für die Nordkoreaner, die Freude mit ihren Landsleuten zu teilen", womit er den Süden meinte.

Die Mehrheit der Südkoreaner begrüßt die Gespräche. Sie sehen die Olympia-Teilnahme des Nordens, die einer Umfrage zufolge 77 Prozent befürworten, als Schritt zu besseren Beziehungen. Peking lobte die Gespräche. US-Vizepräsident Mike Pence sagte, diese seien eine "direkte Folge des Drucks", den Trump auf Nordkorea ausgeübt habe. Dieser hatte Nordkorea unter anderem mit der totalen Zerstörung gedroht.

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