Wieder hängen dichte Rauchschwaden über einigen Straßen Kairos: Bei schweren Zusammenstößen zwischen Christen und Sicherheitskräften sind am Sonntagabend im Zentrum von Kairo mindestens 24 Menschen getötet worden, wie das ägyptischen Gesundheitsministerium mitteilte. Außerdem seien mehr als 150 Menschen verletzt worden. Nach Angaben des staatlichen ägyptischen Fernsehens waren unter ihnen auch drei Soldaten. Es waren die schwersten Ausschreitungen seit dem Sturz von Präsident Hosni Mubarak im Februar.
Ausschreitungen im Zentrum Kairos: Koptische Christen auf der Flucht vor den Sicherheitskräften.
(Foto: REUTERS)Auch Augenzeugen berichteten von zahlreichen Verletzten unter den etwa 2000 koptischen Christen, die während einer Demonstration vor dem Fernsehgebäude mit Bewohnern der umliegenden Wohnviertel und mit dem Militär, das den Fernsehsitz sichert, aneinandergeraten waren.
Die Kopten demonstrierten gegen muslimische Extremisten, die vor anderthalb Wochen in der südlichen Provinz Assuan eine Kirche niedergebrannt hatten. Zunächst war nicht klar, was die Unruhen am Sonntag ausgelöst hat.
Die koptischen Demonstranten seien beschossen worden, als ihr Marsch den Platz vor dem Fernsehgebäude erreicht habe, berichteten Teilnehmer den Reportern der Webseite almasryalyoum. Zwei Panzerspähwagen der Armee seien außerdem mitten in die Menge gefahren, berichteten Augenzeugen. Dabei seien mehrere Demonstranten überrollt und getötet worden.
Ein Teilnehmer zeigte den Reportern angebliche Schädelteile eines Freundes, der auf diese Weise getötet worden sein soll. Das Staatsfernsehen behauptete wiederum, die tödlichen Schüsse auf die Soldaten seien von protestierenden Kopten abgegeben worden.
In Ägypten kommt es immer wieder zu gewalttätigen Konflikten zwischen Kopten und Muslimen. Die Kopten stellen etwa zehn Prozent der Bevölkerung. Sie werden bei der Erteilung von Baugenehmigungen für Kirchen diskriminiert.
