Kopenhagen-Ticker:Einigung steht kurz bevor

Countdown vor dem Kompromiss: wie in Kopenhagen Staats- und Regierungschefs um ein Klimaabkommen ringen. sueddeutsche.de dokumentiert die kleinen Schritte.

22:15 Einigung steht kurz bevor

dpa

Sie verhandeln weiter: US-Präsident Barack Obama und mehr als hundert andere Regierungschefs.

(Foto: Foto: AP)

Eine Einigung von Staats- und Regierungschefs führender Länder beim UN-Klimagipfel steht offenbar unmittelbar bevor. Das verlautete aus mehreren Quellen am Rande der letzten Beratungen der Gruppe der 25 Staaten. Dazu gehören neben den USA, Deutschland und anderen EU-Ländern auch China, Indien sowie mehrere afrikanische Länder.

21:50 "Bedeutsame Übereinkunft" zwischen USA, China und Indien

Anscheinend haben die USA eine "bedeutsame Übereinkunft" mit China, Indien und Südafrika erzielt. Nach einem Bericht des US-Senders MSNBC sind sich US-Präsident Barack Obama, der chinesische Premier Wen Jiabao bei dem umstrittenen Thema "Überprüfbarkeit von Chinas Klimaschutzmaßnahmen" näher gekommen. Dies wäre eine entscheidener Schritt. Der Text enthält US-Angaben zufolge eine Festlegung auf das Ziel, die Erderwärmung auf zwei Grad zu begrenzen. Er muss allerdings noch vom Konferenzplenum verabschiedet werden.

Aus US-amerikanischen und brasilianischen Delegationskreisen heißt es zudem, Staats- und Regierungschefs sowie weitere hochrangige Vertreter von rund 25 Staaten hätten sich auf den Text einer gemeinsamen politischen Erklärung verständigt. US-Kreise kritisierten den Beschluss allerdings als unzureichend.

21:00 Indischer Umweltminister glaubt an rasche Einigung

Nach Einschätzung des indischen Umweltministers zeichnet sich eine Einigung ab. "Nach 36 Stunden zermürbender, intensiver Verhandlungen stehen wir kurz vor einem Ergebnis", sagte Jairam Ramesh. Dieses sei rechtlich aber nicht verbindlich.

20:30 Warten auf Barack Obama - doch er kommt nicht

Alle warten auf Ergebnisse - und vermuten, dass am ehesten Barack Obama sie verkünden wird: Allein der Hinweis, der US-Präsident werde in wenigen Minuten eine Pressekonferenz geben, hat eine riesige Anzahl Journalisten angelockt. Im größten Pressekonferenzraum war kein Platz mehr frei. Nach einer Viertelstunde gibt ein Sprecher der dänischen Organisatoren bekannt, dass es keinen Plan für eine Pressekonferenz Obamas "in diesem Raum" gebe. Also weiter warten.

19:50 Russland kritisiert Konferenzleitung, Medwedjew reist ab

Als einer der ersten Staatschefs hat der russische Präsident Dmitrij Medwedjew die Gespräche in Kopenhagen verlassen. Es handele sich um eines der "erfolglosesten Treffen auf höchster Ebene" überhaupt, sagte der unter anderem für Klimafragen zuständige Referent, Arkadi Dworkowitsch, nach Angaben der Agentur Interfax. "Leider ist die Organisation so, dass eine Einigung gar nicht gelingen kann", sagte Dworkowitsch.

Auch Medwedjew selbst habe die schlechte Vorbereitung von Dokumenten für die Staats- und Regierungschefs kritisiert. "Im Grunde müssen die Führer hier selbst den Text schreiben und ihn auch noch redigieren", sagte Dworkowitsch. Es gebe allenfalls eine Chance, eine politische Erklärung abzugeben.

18.40 Uhr: UN-Klimakonferenz geht in die Verlängerung

Die UN-Klimakonferenz geht offiziell in die Verlängerung. "Es wird hier noch für geraume Zeit weitergehen", sagte der Sprecher des UN-Klimasekretariats, Eric Hall, um 18.00 Uhr in Kopenhagen. Zu diesem Zeitpunkt sollte die Konferenz ursprünglich enden. Die Teilnehmer stellten sich in Kopenhagen auf eine weitere lange Nacht ein.

18.40 Uhr: Treffen von Obama und Wen um 19 Uhr

Das Weiße Haus bestätigt Meldungen über ein weiteres Treffen von US-Präsident Barack Obama und Chinas Regierungschef Wen Jiabao. Das Treffen soll um 19.00 Uhr stattfinden.

18.20 Uhr: Klimagipfel diskutiert konkrete Klimaziele

Staats- und Regierungschefs führender Länder nehmen am Freitagabend Verhandlungen über konkrete Reduktionsziele und Finanzhilfen auf. Grundlage ihrer Verhandlungen bildet die "Kopenhagen Vereinbarung". Über den Inhalt des Dokuments werden immer weitere Details bekannt. So sollen die Industrieländer ihren Kohlendioxid-Ausstoß bis 2050 um mindestens 80 Prozent reduzieren. Das Papier erwähnt außerdem "gemeinsame oder individuelle" Reduktionsziele bis 2020. Diese sollen bis dahin eine noch nicht bezifferte Gesamt-Verringerung ergeben, die sich auf die Basisjahre 1990 und 2005 bezieht.

Mit dem Referenzjahr 1990 würde der EU Rechnung getragen werden, deren CO2-Ausstoß in den 1990er Jahren gesunken ist. 2005 trüge unter anderem den USA und Japan Rechnung, deren Emissionen stiegen. Das Dokument beziffert die Anschubfinanzierung für Klimamaßnahmen in den Entwicklungsländern auf 30 Milliarden Dollar von 2010 bis 2012. Insgesamt sollten die Industriestaaten jährlich bis zu 100 Milliarden Dollar an Langfristfinanzierung aufbringen. Die Erderwärmung soll auf maximal zwei Grad gedeckelt werden. Die Klimaziele großer Schwellenländer wie China sollten auf nationaler Ebene überprüft werden. Die Übereinkunft solle 2016 überprüft werden mit Blick auf die Möglichkeit, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen. Dies hatten vor allem kleine Inselstaaten gefordert, die vom Anstieg der Meeresspiegel bedroht sind.

18.05 Uhr: Obama und Wen angeblich vor zweitem Treffen

US-Präsident Barack Obama und Chinas Regierungschef Wen Jiabao wollen beim Klimagipfel einen zweiten und letzten Anlauf zur Beilegung des Klimastreits machen. Das meldet zunächst die Internetausgabe der Pekinger Zeitung China Daily. Im Anschluss würden beide die dänische Hauptstadt verlassen, heißt es weiter. Das Weiße Haus wollte keine Angaben zu den aktuellen Rückreiseplänen Obamas machen.

17.50 Uhr: Zwei-Grad-Ziel soll gesichert sein

Vor Abschluss der Klimaverhandlungen in Kopenhagen ist das zentrale Ziel einer Begrenzung der Erderwärmung auf weniger als zwei Grad offenbar gesichert. Das sogenannte Zwei-Grad-Ziel, das Deutschland als Minimal-Ergebnis bezeichnet hatte, stand am Freitagnachmittag in allen Entwürfen der Abschlusserklärung namens "The Copenhagen Accord" (Kopenhagen-Vereinbarung). Nach Angaben aus Verhandlungskreisen ist es kein Streitpunkt mehr. Allerdings gilt es erst als beschlossen, wenn das gesamte Papier abgesegnet ist.

In dem jüngsten Entwurf werden auch erstmals konkrete Ziele zur Minderung klimaschädlicher Emissionen genannt, und zwar minus 80 Prozent bis zum Jahr 2050 für die Industriestaaten. Die kurzfristigen Ziele bis 2020 sind jedoch immer noch offen. Für die Entwicklungs- und Schwellenländer wird die Zielmarke erwähnt, deren Emissionen um 15 bis 30 Prozent unter dem bisher absehbaren Trend zu halten. Außerdem wird der Dezember 2010 als ultimativ letzter Termin für ein rechtlich verbindliches neues Weltklimaabkommen genannt.

17.30 Uhr: UN-Sprecherin dementiert Bitte um Verlängerung

Die Vereinten Nationen weisen EU-Angaben zurück, wonach UN-Generalsekretär Ban Ki Moon die Staats- und Regierungschefs um einen längeren Verbleib beim Klimagipfel in Kopenhagen gebeten hat. EU-Umweltkommissar Stavros Dimas hatte am Freitag erklärt, der UN-Chef habe um die Verlängerung ersucht. UN-Sprecherin Marie Okabe sagt nun, dies sei nicht der Fall.

17.15 Uhr: Merkel: Gipfel-Ergebnis offen

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hofft noch auf eine Einigung beim Weltklimagipfel. "Wir verhandeln weiter", sagt Merkel am Rande der Konferenz in Kopenhagen. "Aber man kann nicht sagen, wie es endet."

17.10 Uhr: Kleine Fortschritte

Die Klimaverhandlungen kommen am Freitagnachmittag ein kleines Stück voran. Einer Gruppe von Staats- und Regierungschefs aus etwa 25 Staaten, darunter auch Bundeskanzlerin Angela Merkel und US-Präsident Barack Obama, gelingt es dem Vernehmen nach, einige Streitpunkte aus dem Weg zu räumen - doch welche das sind, bleibt offen. Doch Differenzen bleiben: Hauptstreitpunkt ist demnach weiter, welchen Beitrag Schwellenländer wie China, Indien oder Brasilien in den nächsten Jahren zum Klimaschutz leisten sollen. Es wird damit gerechnet, dass die Verhandlungen noch Stunden andauern.

17.00 Uhr: Eine Chance von über 50 Prozent

Hinter verschlossenen Türen beraten Vertreter von 25 Ländern seit dem frühen Freitagnachmittag über ein Zwölf-Punkte-Papier, sagt Bundesumweltminister Norbert Röttgen. Nach Einschätzung des Chefs des UN-Entwicklungsprogramms, Achim Steiner, sind die Chancen auf eine aussagekräftige Vereinbarung "besser als 50:50". Dennoch herrsche auf dem Gipfel Krisenstimmung. Der letzte Verhandlungstag sei eine "Achterbahnfahrt der Gefühle", sagt Steiner.

Im Video: UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hat die führenden Repräsentanten der Erde gebeten, bis Samstag beim Klimagipfel zu bleiben.

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16.45 Uhr: Abschied von einer Frist

Ein neuer Entwurf für eine Vereinbarung in Kopenhagen sieht nicht mehr das Jahr 2010 als Frist für ein bindendes Klimaabkommen vor. In dem Dokument wird als Ziel allerdings immer noch die Begrenzung der Erderwärmung auf zwei Grad über dem Stand vor Beginn der Industrialisierung festgelegt. Der Entwurf enthält zudem eine Bezeichnung für die mögliche Einigung: "Kopenhagen-Abkommen".

16.40 Uhr: Berlin offen für schärferes EU-Ziel

Die Bundesregierung wäre bereit, für die Europäische Union ein schärferes Klimaschutzziel festzulegen als bislang zugesagt. Umweltminister Norbert Röttgen (CDU) sagt in Kopenhagen: "Wir sind darüber in Diskussionen, auch eine europäische Übereinstimmung zu finden." Er ergänzt, die EU bestehe nicht nur aus Deutschland. "Wir müssen es in Europa auch gemeinsam wollen", sagt der Minister. Die EU bietet eine Senkung der gefährlichen Treibhausgase von 20 Prozent bis 2020 im Vergleich zu 1990 an. Die EU will auf 30 Prozent erhöhen - wenn auch andere Länder mitziehen.

16.00 Uhr: Bleiben Sie länger!

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hat die Staats- und Regierungschefs gebeten, bis Samstag beim Klimagipfel in Kopenhagen zu bleiben. Dies sagt EU-Umweltkommissar Stavros Dimas.

15.00 Uhr: USA sprechen von Fortschritten

In der entscheidenden Verhandlungsrunde des Klimagipfels in Kopenhagen haben US-Präsident Barack Obama und der chinesische Ministerpräsident Wen Jiabao nach US-Angaben "einen Schritt vorwärts" hin zu einem Abkommen gemacht. Beide Politiker hätten ihre Delegationen nach dem Gespräch angewiesen, weiter an einer Einigung zu arbeiten, heißt es aus der amerikanischen Delegation. Demnach diskutierten Obama und Wen über eine Reduzierung klimaschädlicher Gase und die Finanzierung von Hilfen für Entwicklungsländer. China hatte im Laufe des Gipfels mehrmals größere Anstrengungen von der Gruppe der entwickelten Staaten verlangt.

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