Süddeutsche Zeitung

Kontogebühren:Gibt es bald keine kostenlosen Girokonten mehr?

Schon seit zwei Jahren stellen Kreditinstitute von kostenlosen auf kostenpflichtige Girokonten um. Werden Direktbanken dem Beispiel folgen und das Gratiskonto auch kassieren?

Von Harald Freiberger

Vor einem Jahr sagte es schon der Präsident des deutschen Sparkassenverbands, Georg Fahrenschon: "Die Zeit von kostenlosen Girokonten ist vorbei." In dieser Woche ließ sich auch Michael Kemmer, Hauptgeschäftsführer des Privatbankenverbands BdB, so vernehmen: "Die Zeiten einer Kostenlos-Kultur sind wahrscheinlich schon vorbei." Sie bringen damit eine Erfahrung auf den Punkt, die viele Bankkunden seit etwa zwei Jahren machen: Ihre Kreditinstitute stellen die Kontenmodelle um, und fast alle kassieren dabei das kostenlose Girokonto ein. Beispiele sind die Hypo-Vereinsbank und die Postbank, auch viele Sparkassen und Volksbanken verfuhren so.

Hintergrund ist der finanzielle Druck, unter dem besonders Geldhäuser stehen, die ein teures Filialnetz unterhalten. Die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) lässt ihre Gewinne dahinschmelzen. Die Zinseinnahmen reichten früher aus, um Dienstleistungen wie das Girokonto querzusubventionieren. Da sie nun nicht mehr sprudeln, heben die Banken die Gebühren an. Die bedeutendste ist die monatliche Grundgebühr für das Girokonto. Oft haben Banken mehrere Modelle: eines mit hoher Grundgebühr, bei dem einzelne Transaktionen wie die Überweisung per Beleg kostenlos sind; ein anderes mit niedrigerer Grundgebühr, bei dem jede Transaktion extra kostet. Zunehmend nehmen Banken neuerdings sogar fürs Geldabheben Gebühren.

Es gibt nur noch eine Bankengruppe, die ein kostenloses Girokonto anbietet: Direktbanken, die kein Filialnetz unterhalten, verlangen weiter weder eine Grundgebühr, noch kosten einzelne Transaktionen etwas. Bei anderen Instituten ist die Zeit des Gratis-Kontos aber vorbei. Banken-Verbandschef Kemmer geht auch davon aus, dass sie nicht wiederkehrt, wenn die EZB die Zinsen wieder anhebt. Er sagt: "Ich glaube, dass das dauerhaft sein wird bei allen Banken."

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Quelle:
SZ vom 08.04.2017
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