Konsum:Ein Stapel als Mahnung

Die Deutschen bestellen viel im Internet. Das ist kein Grund, um stolz zu sein.

Von Max Hägler

Deutschland ist also wieder einmal führend bei Angelegenheiten dieses modernen Lebens. 24 Pakete mit Artikeln von Versandhändlern werden hierzulande pro Kopf und Jahr verschickt. Die Zahlen der Unternehmensberatung McKinsey zeigen: Die Deutschen sind Weltmeister beim Online-Handel.

Das ist nicht unbedingt Grund, stolz zu sein. Es ist eher Ausdruck einer Konsumgesellschaft, deren Leben sich ins Virtuelle verlagert: Weil oft die Zeit fehlt oder Schnäppchen locken, geht man nicht mehr ins Warenhaus, sondern sitzt zu Hause, klickt sich durch die Shops, lässt das Zeug beim Nachbarn abladen - und so und so oft zurückgehen. Nun kann man sich diese Bestellerei, die auch dem Klima nicht zuträglich ist, bildhaft vorstellen.

Aber auch die Arbeiter in diesem System werden sichtbarer. Immer noch drücken sich etliche Sub- und Sub-Sub-Lieferanten um die Sozialabgaben für ihre Ausfahrer. Den Vorstoß der SPD, dass die großen Paketdienstleister für das Tun all dieser Firmen haften müssen, lehnte die CDU lange ab: es wäre eine Wachstumsbremse. Diese arbeiterunfreundliche Haltung trägt nun noch weniger. Der große Paketstapel ist der Beleg dafür, wie stabil der Online-Handel in Deutschland ist. Der Weltmeister kann es sich leisten auch bei den Arbeitsbedingungen führend werden. Das ist modern.

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