Kongolesischer Rebellenführer Sultani Makenga:Neuer Herrscher in Goma

Unter Befehlshaber Sultani Makenga marschieren nun Rebellen durch die Straßen von Goma im Osten des Kongo und lehren alle das Fürchten. Doch der wahre Pate hinter der M23 soll im Nachbarland Ruanda zu suchen sein. Was wollen diese Männer, die von der UN als "notorische Killer" eingestuft werden?

Arne Perras, Kampala

Rebellenführer Sultani Makenga

Niemand hält ihn jetzt noch auf: Rebellenführer Sultani Makenga.

(Foto: AFP)

Nun marschieren Rebellen durch die Straßen von Goma und lehren alle das Fürchten. Ihr Befehlshaber Sultani Makenga hat seine Drohung wahr gemacht, mit der er schon im Juli versucht hatte, die kongolesische Regierung zu erpressen. Seine Bewegung M23 sei bereit zu verhandeln, sagte Makenga damals, als er gerade einige Orte nördlich von Goma erobert hatte. Andernfalls könnten seine Kämpfer aber auch bis nach Goma marschieren. Er sagte das so lässig, als sei das ein Spaziergang für ihn.

Gewandt und selbstbewusst wirkt Makenga, wenn er sich denn einmal filmen lässt. Aber oft kommt das nicht vor, Makenga schiebt lieber andere vor, um für seine Gruppe M23 Propaganda zu verbreiten. Der Vormarsch auf Goma war nun auch kein Spaziergang, er verlief blutig, und die Offensive versetzt Zehntausende Menschen in Todesangst. Vielleicht wird sich der Militärchef der M23 später doch einmal dafür verantworten müssen - auch wenn er selbst alles Elend auf das Versagen der kongolesischen Zentralregierung von Präsident Joseph Kabila schiebt. Der Internationale Strafgerichtshof (ICC) wird jedenfalls genau beobachten, was die Rebellentruppe unter Makengas Oberbefehl alles anrichtet.

Die Aufständischen werden von einer Männer-Riege befehligt, die das UN-Hochkommissariat für Menschenrechte als "notorische Killer" eingestuft hat. Makenga wurde auch unlängst auf die Sanktionsliste der UN gesetzt, er darf nicht mehr reisen, Konten wurden eingefroren. "Unter dem Kommando von Sultani Makenga hat die M23 verheerende Grausamkeiten gegen die Zivilbevölkerung verübt", hieß es zur Begründung.

Aber vielleicht schürt gerade diese Ächtung ja Makengas Drang weiterzukämpfen. Denn Verlierer, das haben alle in Afrika verstanden, landen schneller in einer ICC-Gefängniszelle als jene, die siegen.

Was Makenga und seine Gefolgsleute fordern? Sie haben oft versucht, sich als Opfer einer ungerechten und korrupten Regierung zu präsentieren. Glaubt man ihren Pamphleten, so wollen sie Demokratie und Gerechtigkeit. Die M23 wurde gebildet von meuternden Tutsi-Generälen in der kongolesischen Armee. Sie sagen, dass ihr Leben in Gefahr gewesen sei, dass sie miserabel behandelt wurden - gut möglich, dass manches davon stimmte. Jedenfalls verschwanden sie im April in den Busch. Makenga stand damals in Südkivu in Diensten, setzte sich ab, sammelte Gefolgsleute und rekrutierte Kämpfer.

Offenbar steht Makenga dem anderen mutmaßlichen Führer der M23, Bosco Ntaganda, nicht besonders nahe. Von ihm war schon lange nichts mehr zu sehen, weil ihm der ICC den Prozess machen will. Viele Kongolesen glauben, dass der wahre Pate hinter der M23 ohnehin im Nachbarland Ruanda zu suchen ist - ein Verdacht, den ein UN-Bericht erhärtet. Indes ist Oberst Makenga schon mal losmarschiert und hat Goma erobert. Niemand hält ihn jetzt noch auf.

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