Süddeutsche Zeitung

Kongo:Von Mannheim aus Krieg im Kongo geführt

Dem ruandischen Staatsbürger Ignace Murwanashyaka wird die volle Verantwortung für fünf Massaker im Kongo 2009 angelastet. Er soll von Mannheim aus die Gräueltaten mitgesteuert haben.

Im Stuttgarter Strafprozess zu Kriegsverbrechen im Kongo hat die Generalbundesanwaltschaft dem angeklagten Rebellenchef Ignace Murwanashyaka, 52, die volle Verantwortung für fünf Massaker im Jahr 2009 angelastet und lebenslange Haft gefordert. Der ruandische Staatsbürger habe als Chef der FDLR-Miliz zwar von Deutschland aus keine Einzelbefehle erteilt, aber er habe die militärische Strategie mit Strafaktionen gegen die Zivilbevölkerung dominiert, sagte Bundesanwalt Christian Ritscher am Mittwoch.

Murwanashyaka sei bis heute die unumstrittene Autorität der FDLR-Miliz und erst kürzlich wiedergewählt worden. Der Angeklagte sei kein "Möchtegern-Feldherr auf dem Sofa in Mannheim" gewesen, sondern sei in ständigem engen Kontakt mit dem Militärführer im Ostkongo gewesen. Gräueltaten wie Massaker, Brandstiftungen, Vergewaltigungen und "sadistische Orgien" habe er eindeutig gebilligt und sei nicht dagegen eingeschritten. Dies belegten Zeugenaussagen, Mails, abgehörte Telefonate und SMS. Der schwerwiegendste Vorwurf betrifft den Angriff auf das Dorf Busurungi am 10. Mai 2009. Laut Anklage wurden dabei mindestens 96 Zivilisten von FDLR-Kämpfern erschossen, erstochen, erschlagen oder zerhackt.

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Quelle:
SZ vom 16.07.2015 / EPD
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