Süddeutsche Zeitung

Kongo:Seltener Moment der Gerechtigkeit

Das Urteil gegen Rebellenführer Bosco Ntaganda wegen seiner Kriegsverbrechen stärkt die Glaubwürdigkeit des Internationalen Strafgerichtshofs - und ist ein wichtiges Signal an die vielen Opfer im Kongo.

Von Anna Reuß

Die Verurteilung des kongolesischen Rebellenführers und Kriegsverbrechers Bosco Ntaganda ist ein wichtiges Signal an seine Opfer. Doch nicht nur für sie, auch für den Internationalen Strafgerichtshof selbst ist das ein Erfolg. Der "Terminator", so Ntagandas Beiname, machte Jungs zu Kämpfern und Mädchen zu Sexsklavinnen. Er vergewaltigte und mordete. Nun wurde er in allen 18 Anklagepunkten für schuldig befunden.

In den vergangenen Jahren kamen einige hochrangige Politiker vor dem Strafgerichtshof trotz schwerer Menschenrechtsverbrechen in ihren Ländern davon. Den früheren Präsidenten Kenias oder der Elfenbeinküste konnte keine direkte Schuld nachgewiesen werden. Weil er sich der Festnahme entzog, regierte der Diktator im Sudan trotz Haftbefehls weiter, bis er in diesem Jahr vom eigenen Volk gestürzt wurde. Diese Fälle stellten die Glaubwürdigkeit des Strafgerichtshofs infrage.

Das Urteil gegen Ntaganda - dessen Milizen Männer, Frauen und Kinder "erschossen oder in Stücke gehackt haben", wie es die Anklage formulierte - wird an dem Trauma der Opfer nichts ändern. Das Urteil wird gewiss niemanden entschädigen, der seine Familie verloren oder sexuelle Gewalt erlebt hat. Es ist jedoch ein seltener Moment der Gerechtigkeit für die Menschen im Kongo.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4515839
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 09.07.2019
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.