Kongo:Norweger zum Tode verurteilt

Zwei ehemalige Soldaten sollen ihren kongolesischen Fahrer ermordet und als Spione für ihr Heimatland Norwegen gearbeitet haben. Nun wurden sie zur fünffachen Todesstrafe verurteilt.

Gunnar Herrmann

In einem spektakulären Prozess hat ein kongolesisches Militärgericht am Dienstag zwei ehemalige Soldaten der norwegischen Armee zum Tode verurteilt.

Tjostolv Moland und Joshua French sollen Anfang Mai ihren Chauffeur Abedi Kasongo kaltblütig ermordet haben. Das Gericht in Kisangani sah es zudem als erwiesen an, dass die beiden als Spione im Auftrag ihrer Regierung unterwegs waren. Norwegen soll deshalb Schadenersatz an die Demokratische Republik Kongo zahlen. Die Regierung in Oslo bestreitet jede Verbindung zu den beiden Angeklagten und protestierte gegen das Todesurteil.

Das Gericht folgte am Dienstag in allen Punkten der Anklage und verhängte wegen Mord, versuchtem Mord, Konspiration, bewaffnetem Raub und Spionage die fünffache Todesstrafe für beide. Der 28-jährige Moland war demnach Haupttäter, der 27-jährige French sein Gehilfe.

Moland und French hatten in dem Verfahren dagegen auf unschuldig plädiert und erklärt, eine bewaffnete Bande habe ihren Wagen überfallen und den Chauffeur getötet. Sie selbst seien nur knapp mit dem Leben davongekommen. Die Norweger schilderten ihren Ausflug nach Kongo als eine Geschäftsreise, sie hätten Möglichkeiten für Abenteuertourismus in der Region erkunden wollen. Beide hatten bei ihrer Festnahme norwegische Militärausweise bei sich, außerdem verfügten sie über militärische Karten und ein Satellitennavigationssystem. Dies wertete die Anklage als Indiz für Spionage.

Norwegens Armee bestätigt zwar, dass Moland und French einmal Soldaten gewesen sind. Man habe sich jedoch 2007 von beiden getrennt. Der Grund: Sie hätten versucht, Personal für private Sicherheitsfirmen abzuwerben. Nach dem Ende ihrer militärischen Karriere hatten Moland und French offenbar selbst bei solchen Firmen als Söldner gearbeitet, unter anderem sollen sie Schiffe vor somalischen Piraten beschützt haben.

Verurteilt zu einer "symbolischen Summe"

Nach eigenen Angaben betreiben sie inzwischen einen Wachdienst in Uganda. Bei ihrer Reise durch den Kongo waren sie bewaffnet - angeblich zum Schutz vor wilden Tieren und Verbrechern. Der Fall könnte wegen des Spionagevorwurfs diplomatische Verwicklungen auslösen.

Der Staatsanwalt hatte im Prozess mit der Forderung für Aufsehen gesorgt, Oslo solle als Entschädigung für den Übergriff seiner Agenten 500 Milliarden US-Dollar zahlen - dieser Betrag wäre größer als alle Ersparnisse im norwegischen Ölfonds. Später räumte der Staatsanwalt ein, er habe sich verrechnet und korrigierten die Summe auf fünf Milliarden Dollar. Das Gericht verurteilte Norwegen nun zu 60 Millionen Dollar Entschädigung. "Eine symbolische Summe", sagte der Richter, sie entspreche einem Dollar pro Kongolosen.

Außenminister Jonas Gahr Støre wies am Dienstag im norwegischen Fernsehen alle Spionagevorwürfe zurück. Das Todesurteil lehne er ab, da Norwegen prinzipiell gegen die Todesstrafe sei. Er werde mit seinem schwedischen Kollegen Carl Bildt, derzeit EU-Ratspräsident, über den Fall sprechen, sagte Störe. Diplomaten des Außenministeriums stünden Moland und French in Afrika bei. Die Sache sei allerdings heikel, denn Norwegen müsse "Respekt zeigen vor dem Rechtssystem eines anderen Landes".

In der Verhandlung hatte der Staatsanwalt ein Foto gezeigt, auf dem Moland zu sehen ist, wie er mit einem Schwamm Blutflecken vom Sitz des Geländewagens wischt. Der Norweger lächelt dabei, was die Anklage als Beleg für seine Kaltblütigkeit wertet. Moland selbst sagte, er sei in dem Moment froh darüber gewesen, dass die Kugel nicht ihn getroffen habe.

Der Staatsanwalt präsentierte zudem zwei Zeugen, die berichteten, French habe sie auf der Rückbank von Kasongos Geländewagen festgehalten, während Moland dem Chauffeur in den Kopf schoss. Später hätten die Norweger auch versucht, die Zeugen zu töten. Deren Aussagen gelten jedoch als zweifelhaft, da sie gleichzeitig Nebenkläger sind. Das Gericht sprach ihnen am Dienstag einige tausend Dollar Schadenersatz zu.

Auch Familie, Gewerkschaft und Arbeitsgeber von Kasongo haben dem Urteil zufolge ein Recht auf Entschädigung. Insgesamt sollen die beiden Angeklagten 171.000 Dollar Schadenersatz zahlen. Moland und French kündigten Berufung an.

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