Süddeutsche Zeitung

Massaker durch Milizen:Mindestens 70 Tote bei Überfall im Ostkongo

Bewaffnete Extremisten haben nach Militärangaben Dörfer in der Ituri-Region geplündert und ein Blutbad verursacht. Einige Bewohner sollen sie entführt haben.

Ein Rebellenangriff im Osten der zentralafrikanischen Demokratischen Republik Kongo hat mindestens 70 Menschen das Leben gekostet, wie ein kongolesischer Militärsprecher mitteilte. Bewaffnete Kämpfer haben in der Ituri-Region die Dörfer Boga und Tchabi überfallen und dort ein Blutbad angerichtet.

Dem Sprecher zufolge ermordeten die Angreifer Dorfbewohner und plünderten anschließend deren Häuser. Mehrere Bewohner nahmen sie mit - darunter Jugendliche. Bei den Angreifern soll es sich um Extremisten der islamistischen ADF-Gruppierung handeln. Aus dem Nachbarland Uganda haben die Rebellen bereits wiederholt die Region überfallen. Die US-Regierung hat die ADF als Ableger der Miliz "Islamischer Staat" (IS) vor kurzem als globale Terrororganisation eingestuft. Die Miliz hat sich gegründet, um die ugandische Regierung zu stürzen. Inzwischen ist sie jedoch auch im Kongo aktiv, vor allem in den östlichen Provinzen Nordkivu und Ituri. Ihr Ziel ist die Errichtung eines islamisch-fundamentalistischen Gottesstaats. Laut der UN hat sie unter der Führung von Seka Musa Baluku im Vorjahr bei Angriffen 850 Zivilpersonen getötet und allein dieses Jahr zwischen Januar und März rund 200 Menschen.

Die Milizen wollen an Gold und Diamanten

Im Ostkongo sind mehrere Milizen aktiv, denen es meist um die Kontrolle wertvoller Bodenschätze geht. Die Demokratische Republik Kongo hat derlei viel wie etwa Kupfer, Cobalt, Gold und Diamanten. Die betroffene Region liegt unweit des Virunga-Nationalparks an der Grenze zu Uganda und Ruanda, der vor allem wegen seiner seltenen Berggorillas weltweit bekannt ist. Dort liegt auch die Millionenstadt Goma, aus der nach einem Ausbruch des nahe gelegenen Vulkans Nyiragongo am 22. Mai hunderttausende Menschen aus Angst vor einer erneuten Eruption geflohen sind.

Anfang Mai hatte die kongolesische Regierung wegen der anhaltenden Gewalt in Nordkivu und Ituri die lokale Verwaltung durch das Militär ersetzt und die Ziviljustiz Militärgerichten unterordnen lassen. Die UN hatten im vergangenen Jahr kritisiert, dass der Staat kaum Kontrolle habe und sich ein Vakuum auftue, das bewaffnete Gruppen ausnutzen. Als Folge kommt es immer wieder zu Massakern, Vertreibungen, sexueller Gewalt und gewaltsamen Reaktionen des Militärs darauf.

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