Kongo-Konflikt:UN wollen Rebellen mit Drohnen überwachen

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Kampfdrohnen sind mittlerweile Werkzeuge der modernen Kriegsführung. Die Vereinten Nationen wollen die unbemannten Fluggeräte im Kongo-Konflikt zur Überwachung von Rebellen einsetzen.

(Foto: dpa)

Die Vereinten Nationen planen, die Aktivitäten der Rebellen im Osten der Demokratischen Republik Kongo mit Drohnen zu überwachen. Doch dagegen regt sich Widerstand.

Sie ist einer der größten sogenannten friedenssichernden Einsätze der Vereinten Nationen: Die Mission Monusco in der Demokratischen Republik Kongo. Nahezu 20.000 Blauhelme sind im zweitgrößten Staat Afrikas, der auch zu den labilsten des Kontinents gehört, stationiert. Sie sollen vor allem die Zivilbevölkerung im Osten des Landes vor Übergriffen der aufständischen Rebellen schützen. Dort kontrolliert die Gruppe M23 weite Teile des Landes. Nun greifen die Vereinten Nationen offenbar einen Plan auf, den sie bereits im vergangenen Jahr umsetzen wollten, um die Bevölkerung in den umkämpften Gebieten zu schützen, wie die Washington Post berichtet: Den Aufbau und Einsatz einer Flotte von Überwachungsdrohnen.

In geheimer Sitzung informierte Hervé Ladsous, Chef der Hauptabteilung für Friedenssicherungseinsätze bei den UN, den Sicherheitsrat, dass die Mission mit drei unbemannten Drohnen ausgestattet werden soll. Vorwiegendes Einsatzgebiet der Drohnen soll Informationen der Washington Post zufolge die östliche Region Nord-Kivu mit der von den Rebellen besetzten Hauptstadt Goma darstellen - ein an Rohstoffen reicher und daher besonders umkämpfter Teil der demokratischen Republik Kongo.

Im November 2012 nahm die Gruppe M23, die die Regierung von Staatschef Joseph Kabila bekämpft, Goma ungehindert ein, da die dort stationierten Blauhelme aufgrund eines eingeschränkten Mandats nicht eingreifen durften. Die Vereinten Nationen werfen den Aufständischen in der Region jedoch schwere Menschenrechtsverletzungen vor.

Waffenstillstand angekündigt

Die Meldung über den Einsatz von unbemannten Drohnen platzt nun mitten in die Ankündigung der M23-Gruppe zu einer - auch einseitigen - Waffenruhe. Momentan laufen in der ugandischen Hauptstadt Kampala Friedensverhandlungen, um den blutigen Konflikt in der Region endlich zu beenden. Bisher hat die Regierung Kabila einer Waffenruhe nicht zugestimmt.

Immer wahrscheinlicher wird indes die Entsendung einer multinationalen Truppe in die Krisenregion des Kongo, die in die Friedensmission der Vereinten Nationen eingebunden werden soll. Bis zu 4000 Soldaten sollen die Region stabilisieren und die Zivilbevölkerung vor weiteren Übergriffen schützen. Die Mission benötige zusätzliche moderne Ausrüstung wie Drohnen, um besser informiert zu sein, sagte Brieuc Pont, Sprecher der französischen Delegation der Nachrichtenagentur Reuters.

Die zusätzliche Unterstützung durch drei unbemannte Drohnen aus der Luft trifft aber nicht nur auf Zustimmung. "Afrika darf kein Laboratorium für intelligentes Kriegsgerät aus Übersee werden", sagte der ruandische Diplomat Olivier Nduhungirehe am Rande der UN-Versammlung der Washington Post. Ruanda grenzt im Osten an die kongolesische Provinz Nord-Kivu und ist tief in den Konflikt des Landes verstrickt. Nduhungirehe befürchtet, dass die Drohnen über die Grenzen der Demokratischen Republik Kongo hinaus eingesetzt werden könnten. Das Nachrichtenmagazin News24 berichtet, dass auch Rußland und China ihre Zweifel an einem Einsatz der Drohnen geäußert hätten.

Die unbemannten Drohnen, die zum Einsatz kommen sollen, haben eine Reichweite von 150 Meilen und können bis zu zwölf Stunden in der Luft bleiben. Mit Infrarottechnik ausgestattet, können die Drohnen unter Bäumen versteckte Truppen ausfindig machen - auch bei Dunkelheit. "Das sind nur flugfähige Kameras", betonte ein Sprecher der UN in der Washington Post. Mehrere Diplomaten - auch europäischer Mitgliedsstaaten - reagierten Reuters zufolge zurückhaltend auf die Pläne der Abteilung für Friedenssicherungseinsätze: Ungeklärt sei schließlich, wer letztlich an die Informationen der Einsätze gelangen könne.

Drohnen werden allerdings nicht ausschließlich für Überwachungszwecke verwendet. Vor allem die Vereinigten Staaten setzen die unbemannten Flugkörper vermehrt für militärische Angriffe ein. 2009 etwa wurde bei einer Angriffswelle der Amerikaner in Pakistan der Talibanführer Baitullah Mehsud gezielt getötet. In Deutschland nutzen unter anderem die Polizei Niedersachsen, Hessen, Sachsen, Berlin und Nordrhein-Westfalen sowie die Bundespolizei Polizei-Drohnen.

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