Kongo:UN berichten von Hunderten Leichenfunden in umkämpfter Stadt - Rebellen sprechen von Feuerpause

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Mitglieder des kongolesischen Roten Kreuzes und des Zivilschutzes begraben Opfer auf einem Friedhof in Goma. (Foto: Alexis Huguet /AFP)

Nach tagelangen Kämpfen um die Stadt Goma im Osten der Demokratischen Republik Kongo sind die Straßen den Vereinten Nationen zufolge voller Leichen. Hunderte weitere Menschen wurden verletzt. Die Rebellen kündigen nun eine Feuerpause an.

Nach den jüngsten Kämpfen zur Einnahme Gomas sind in den Straßen der Stadt im Osten der Demokratischen Republik Kongo den Vereinten Nationen zufolge mindestens 900 Leichen geborgen worden. Die bis einschließlich Freitag erhobene Zahl schließe jene Toten, die bereits in Leichenhallen gebracht wurden, nicht mit ein, teilte das UN-Nothilfebüro OCHA unter Berufung auf die Weltgesundheitsorganisation (WHO) mit. Die örtlichen Behörden in Ostkongo zählten demnach in der vergangenen Woche außerdem knapp 2900 Verwundete.

Die Rebellen kündigten derweil überraschend eine Feuerpause an. „Wir verhängen aus humanitären Gründen eine Feuerpause, die ab dem 4. Februar 2025 in Kraft tritt“, erklärte die Gruppe in einer Mitteilung auf der Plattform X. Es blieb zunächst unklar, ob sich auch das Militär an die Feuerpause halten würde. In ihrer Erklärung verurteilte die Miliz das Militär dafür, den Flughafen nahe der Stadt Bukavu als Basis für Luftangriffe in den von ihr „befreiten Gebieten“ zu nutzen. Die Miliz habe nicht die Absicht, Bukavu einzunehmen, hieß es weiter. Experten befürchteten jedoch zuletzt genau das: Einen Vormarsch der M23-Kämpfer in Richtung des Flughafens Kavumu und eine Einnahme Bukavus, der wichtigen Hauptstadt der Provinz Süd-Kivu.

Vor gut einer Woche hatte die Miliz M23 die Stadt Goma in der Provinz Nord-Kivu angegriffen und diese nach tagelangen Kämpfen gegen das staatliche Militär letztlich eingenommen. Die Rebellen, die nach Ansicht von Experten vom Nachbarland Ruanda unterstützt werden, sind seit Jahren in Ostkongo aktiv und haben mittlerweile die Kontrolle über große Teile der Provinz Nord-Kivu gewonnen. Zudem haben die Rebellen einen Marsch auf die Hauptstadt Kinshasa im Westen des Landes angedroht, um die Regierung zu stürzen.

Zur Schlichtung des Konflikts hat Kenias Präsident William Ruto kurzfristig einen regionalen Krisengipfel einberufen. Der Präsident der Demokratischen Republik Kongo, Félix Tshisekedi, sowie Ruandas Präsident Paul Kagame hätten ihre Teilnahme an dem Treffen am Freitag und Samstag bestätigt, teilte Ruto auf der Plattform X mit. Zahlreiche weitere Staatschefs aus dem südlichen und östlichen Afrika werden demnach für den Gipfel in die tansanische Metropole Daressalam kommen. „Durch unsere gemeinsamen Anstrengungen werden wir dafür sorgen, dass auf unserem Kontinent wieder Sicherheit herrscht“, schrieb Ruto.

Die M23-Rebellen kämpfen seit Jahren gegen das kongolesische Militär, um sich den Zugang zu Bodenschätzen in der rohstoffreichen Region zu sichern. Hier werden einige der seltensten und wertvollsten Metalle der Welt in großen Mengen abgebaut, darunter Coltan, Gold, Nickel, Kobalt und Kupfer.

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