Bekannt wurde er durch den Film "Gorillas im Nebel": Im Virunga-Nationalpark versuchen Mitarbeiter, die vom Aussterben bedrohten Berggorillas zu schützen. Der Fotograf Marc Hofer hat sie dabei beobachtet. Nun suchen die Parkwächter zwischen den Frontlinien eines bewaffneten Konfliktes nach vermissten Tieren - eine lebensgefährliche Aufgabe. Andre Bauma, 36, ist Parkwächter des Virunga National Park in der Demokratischen Republik Kongo. Eine seiner Aufgaben ist es, sich um verwaiste Berggorilla-Babys zu kümmern - wenn es die Sicherheitslage zulässt. Denn der Nationalpark, einer der ältesten der Welt, wird immer wieder auch Schauplatz des bewaffneten Konflikts in Ost-Kongo. Kürzlich hat die Parkverwaltung Patrouillen im Gebiet der Berggorillas aus Sicherheitsgründen ausgesetzt, nachdem drei Ranger aus einem Hinterhalt heraus getötet worden waren. Seit Mai nutzen Rebellen den Park als Rückzugsgebiet. Der Fotograf Marc Hofer hatte kürzlich die Gelegenheit, die Ranger bei ihrer Arbeit mit den Gorillas zu beobachten.
Wenn die Sicherheitslage es zulässt, patroullieren die Parkwächter jeden Tag ein 7800 Quadratkilometer großes Gebiet. Kürzlich hat sich ein Team von Rangern in den Virunga-Bergen auf die Suche nach den seltenen Menschenaffen gemacht, da nach den jüngsten Konflikten sechs Gorilla-Familien als vermisst gelten. Die Armee und die Rebellengruppe M23 haben den Tierschützern erlaubt, eine mehrtägige Suchaktion in dem von den Aufständischen kontrollierten Gebiet zu starten. Die Ranger konnten tatsächlich einige der Tiere, die seit etwa zehn Wochen nicht mehr gesehen wurden, aufspüren und untersuchen.
In einem speziellen Gebäude werden die gefundenen Gorillawaisen wieder aufgepäppelt. Das Hauptproblem dabei sind Krankheitserreger, die ihr Organismus bis dahin nicht kannte. Und selbst wenn die Tiere sich daran gewöhnen, ist das Problem nicht gelöst. Denn es besteht die Gefahr, dass sie die Erreger nach der Auswilderung an frei lebende Tiere weitergeben. Ranger Andre Bauma (nicht im Bild) sagt über die jungen Tiere, die er mit der Flasche aufgezogen hat: "Sie wurden meine Familie." Doch je älter die Berggorillas werden, umso schwerer werde es, mit ihnen umzugehen, berichtet er. "Sie sind unglaublich stark und verstehen manchmal nicht, dass wir Menschen nicht so robust sind", sagt Bauma.
Kongo
Berggorillas im Kongo
Auf diesem Bild sitzt einer von Baumas Kollegen mit einem Gorillawaisen auf einem umgestürzten Baum. Berggorillas sind vom Aussterben bedroht und kommen vor allem im Virunga-Gebirge zwischen Ruanda, Uganda und der Demokratischen Republik Kongo vor. Dort leben rund 480 der nur 790 verbliebenen Berggorillas weltweit. Der Virunga National Park wurde 1925 eröffnet. Er ist eines der ältesten offiziellen Reservate der Welt. Seitdem hat das Gebiet schon viele Kriege und Konflikte überstanden. Zudem müssen die Ranger das Ökosystem vor Abholzung und Wilderei schützen.
International bekannt wurde der Virunga National Park durch die US-amerikanische Verhaltensforscherin Dian Fossey, die 1985 ermordet wurde, und den Film "Gorillas im Nebel". Neben den Berggorillas lebt in dem Park eine gigantische Anzahl Vögeln, Reptilien und anderen Tieren. Finanziert wird der Park vom kongolesischen Staat, der Europäischen Union und privaten Spenden.
Die Ranger sind gut trainiert. Sie geraten aber auch immer wieder ins Kreuzfeuer der Konflikte, da viele Rebellentruppen den Park durchqueren und in der unwegsamen Region Schutz suchen. Für die Parkwächter eine manchmal tödliche Gefahr.
Es kommt immer wieder vor, dass Berg-Gorillawaisen gefunden werden, deren Mutter durch Wilderer getötet wurde. Manchmal sterben aber auch die Tiere im Kreuzfeuer der bewaffneten Konflikte - obwohl die Kämpfer angeblich grundsätzlich versuchen, den Gorillas keinen Schaden zuzufügen.
Die Hunde, mit denen die Ranger unterwegs sind, stammen aus Deutschland. Sie werden zum Teil von Freiwilligen der deutschen Polizei trainiert. Mit den Hunden tun sich die Parkwächter leichter, gegen Wilderer und illegale Abholzung vorzugehen.
Doch auch die in Mitteleuropa aufgezogenen Hunde haben Probleme mit den ungewohnten Krankheitserregern. Zudem tun sie sich schwer, sich an das tropische Klima zu gewöhnen.
Gefahr droht dem Park allerdings nicht nur durch bewaffneten Konflikt, auch die wachsende Bevölkerung und das vermehrte Eindringen von Bauern und Zivilisten auf der Suche nach Ackerland, Holz und Lebensraum lässt die Parkfläche ständig schrumpfen.
Der Nationalpark unterhält auch einige luxuriöse Lodges für Touristen. Eine Nacht kostet um die 200 US-Dollar. Allerdings wird der Park auch für Touristen geschlossen, wenn die Gefahr durch die bewaffneten Konflikte zu groß wird.
Der Konflikt im Osten der Demokratischen Republik Kongo ist seit 2006 nie wirklich zur Ruhe gekommen. Eine der weltweit größten UN-Missionen, die Monusco, versucht, den brüchigen Frieden zu sichern. In der geografischen, politischen und sozialen Unübersichtlichkeit der Region ist das allerdings eine nahezu unlösbare Aufgabe.