Konflikte:Krise am Persischen Golf spitzt sich zu

Konflikte
Die Straße von Hormus. Foto: The Visible Earth/NASA (Foto: dpa)

Teheran (dpa) - Nach neuen Zwischenfällen in der Straße von Hormus spitzt sich die Krise zwischen der Regionalmacht Iran und dem US-Verbündeten Großbritannien zu.

Direkt aus dem dpa-Newskanal

Teheran (dpa) - Nach neuen Zwischenfällen in der Straße von Hormus spitzt sich die Krise zwischen der Regionalmacht Iran und dem US-Verbündeten Großbritannien zu.

Der Iran beschlagnahmte am Freitag innerhalb kurzer Zeit zwei britische Tanker - einer davon konnte seine Fahrt später wieder fortsetzen. Der britische Außenminister Jeremy Hunt hat dem Iran erneut mit ernsthaften Konsequenzen wegen der Festsetzung eines britischen Tankers gedroht.

Die Aktion in der Golfregion deute darauf hin, dass der Iran einen "gefährlichen Weg des illegalen und destabilisierenden Verhaltens" gewählt habe, schrieb Hunt im Kurznachrichtendienst Twitter. Die Folgen würden deutlich sein.

Militärische Optionen hatte Hunt bereits am Freitagabend ausgeschlossen. "Wir halten nach einem diplomatischen Weg Ausschau, um diese Situation zu lösen", sagte der Minister in einem Interview des Nachrichtensenders Sky News. Wie das aber genau aussehen könnte, erläuterte Hunt nicht. Sein Ministerium gab darauf am Samstag auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur zunächst keine Auskunft.

Die betroffene Meerenge im Golf von Oman ist eine der wichtigsten Seestraßen der Welt. Fast ein Drittel des globalen Ölexports wird durch die Meerenge verschifft.

Das US-Militär teilte mit, es habe Aufklärungsflugzeuge im Einsatz, um die Lage in der Straße von Hormus zu beobachten. Die Flugzeuge operierten im internationalen Luftraum. Man stehe zudem in Kontakt mit US-Schiffen in der Gegend, um deren Sicherheit zu garantieren.

Die Iranischen Revolutionsgarden (IRGC) hatten nach eigenen Angaben zunächst den unter britischer Flagge fahrenden Öltanker "Stena Impero" in der Straße von Hormus gestoppt und in Richtung iranischer Küste gebracht. Zur Begründung hieß es, der Tanker habe internationale Vorschriften missachtet. Die schwedische Reederei "Stena Bulk", der das Schiff gehört, teilte dagegen mit, der Tanker habe sich an sämtliche internationalen Vorschriften gehalten.

Laut den Behörden in der südiranischen Provinz Hormusgan wurde die "Stena Impero" in den Hafen der Stadt Bandar Abbas eskortiert. Der Tanker habe sein GPS-Signal ausgeschaltet und sei vom südlichen Teil der Straße von Hormus, der nur für den Ausgang der Schiffe vorgesehen ist, in die Meerenge eingefahren und habe damit eine Kollision mit anderen Schiffen riskiert, berichtete die iranische Nachrichtenagentur Tasnim. Dies verstoße gegen die maritimen Vorschriften am Golf. Außerdem solle der Tanker auch umweltschädigende Materialien an Bord haben, die derzeit von der Umweltbehörde in Bandar Abbas untersucht würden.

So lange die Untersuchungen andauern, darf die Besatzung des Öltankers das Schiff nicht verlassen. Das gab ein Sprecher der Hafenbehörde in Bandar Abbas am Samstag bekannt. Von den 23 Besatzungsmitgliedern seien 18 aus Indien und fünf aus Russland, den Philippinen und Lettland, sagte der Sprecher Morad Afifipur der Nachrichtenagentur Isna. 

Das schwedische Schiffsunternehmen teilte mit, mehrere unbekannte kleinere Boote und ein Hubschrauber hätten sich genähert, als der Tanker in internationalen Gewässern kreuzte. Wie Daten der Internetseite Marine Traffic zeigen, verließ die "Stena Impero" gegen 17.30 Uhr MESZ ihren Kurs, als sie die Straße von Hormus passiert hatte. Das Schiff war unterwegs vom Hafen Fudschaira in den Vereinigten Arabischen Emiraten in Richtung Al-Dschubail in Saudi-Arabien.

Kurz darauf wurde auch der unter liberianischer Flagge fahrende Tanker "Mesdar" des britischen Unternehmens Norbulk Shipping UK in Richtung Iran abgedrängt. Wie das Unternehmen mitteilte, wurde die "Mesdar" bald darauf aber wieder freigegeben. Nach dreieinhalb Stunden sei die Kommunikation mit der Besatzung wiederhergestellt worden. Die bewaffneten Sicherheitskräfte hätten das Schiff wieder verlassen und die "Mesdar" könne die Reise fortsetzen. Die halbstaatliche Nachrichtenagentur Fars berichtete, die Besatzung sei routinemäßig von der iranischen Marine über die Umweltvorschriften im Persischen Golf aufgeklärt worden und anschließend weitergefahren.

Die Spannungen in der Region hatten sich in den vergangenen Monaten immens verschärft. Die Handelsschifffahrt wurde in den Konflikt zwischen den USA und dem Iran hineingezogen. Es kam zu mehreren Zwischenfällen mit Tankern und Drohnen. US-Präsident Donald Trump erklärte am Donnerstag, ein US-Marineschiff habe in der Straße von Hormus eine iranische Drohne zerstört. Teheran widersprach. Großbritannien und der Iran streiten zudem über einen in Gibraltar festgesetzten iranischen Öltanker.

Nach den Vorfällen am Freitag kündigte Trump an, sich eng mit Großbritannien abstimmen zu wollen. Er betonte aber auch, dass die USA nicht viele Tanker hätten, die in dem Seegebiet unterwegs seien. Die Vereinigten Staaten treiben derzeit eine Initiative namens "Operation Sentinel" zum Schutz von Handelsschiffen in der Region voran. Dabei soll es vor allem darum gehen, die Straße von Hormus mit erhöhter Militärpräsenz in der Region besser zu überwachen. Das US-Zentralkommando betonte am Freitag, die USA seien zwar gewillt, die Operation zu unterstützen, ohne Beiträge anderer Länder werde sie aber keinen Erfolg haben.

Das US-Militär kündigte am Freitagabend zudem an, Soldaten nach Saudi-Arabien zu schicken. Der Schritt diene als zusätzliche Abschreckungsmaßname und dazu, die Streitkräfte und Interessen der USA in der Region vor Bedrohungen zu schützen. US-Medien hatten zuvor darüber berichtet, dass es sich um bis zu 500 Soldaten handeln solle.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: