Konflikte:Israel: Hamas nicht interessiert an vollständiger Eskalation

Konflikte
Vor wenigen Tagen hatte ein bewaffneter Palästinenser in Bnei Brak bei Tel Aviv das Feuer auf Passanten eröffnet. Er wurde daraufhin von Polizisten erschossen. Foto: Ilia Yefimovich/dpa (Foto: dpa)

Direkt aus dem dpa-Newskanal

Tel Aviv/Ramallah (dpa) - Nach einer blutigen Anschlagsserie mit elf Toten in Israel sieht ein führender israelischer Offizier bei militanten Palästinenserorganisationen kein Interesse an einer "vollständigen Eskalation".

Dies betreffe sowohl die im Gazastreifen herrschende islamistische Hamas als auch den Islamischen Dschihad, sagte der Offizier am Freitag. "Die sind viel glücklicher, den Tod von Israelis zu feiern und zu versuchen, zu Angriffen von Einzeltätern in Israel zu animieren und zu inspirieren - (...) in Israel sowie in Judäa und Samaria (Westjordanland)."

Bei Zusammenstößen mit israelischen Soldaten im Westjordanland wurde nach palästinensischen Angaben ein Mann getötet. Dem 29-Jährigen sei in Hebron in den Kopf geschossen worden, teilte das Gesundheitsministerium in Ramallah mit. Laut Armee hatte ein Verdächtiger während Unruhen eine Brandflasche auf Soldaten geworfen. Diese hätten daraufhin mit scharfer Munition geschossen. Beim letzten Freitagsgebet vor Beginn des muslimischen Fastenmonats Ramadans blieb es dagegen rund um den Tempelberg (Al-Haram al-Scharif) in der Jerusalemer Altstadt ruhig.

Anschlagsserie mit elf Toten

Seit Anfang vergangener Woche sind in Israel bei einer Anschlagsserie elf Menschen getötet worden. Das Land befürchtet weitere Gewaltakte mit Beginn des Ramadans am Wochenende. Die Anschläge markierten die blutigste Woche in Israel seit 16 Jahren. Am Donnerstag wurden drei Palästinenser im besetzten Westjordanland getötet - zwei bei einem israelischen Militäreinsatz und einer bei seinem eigenen Angriff.

Hamas und der Islamische Dschihad würden versuchen, sich im Moment aus der Schusslinie zu halten, sagte der Offizier. "Die Hamas reagiert sehr sensibel auf die Tatsache, dass die Bevölkerung im Gazastreifen keine weitere Eskalation sehen will, besonders während des Monats Ramadan."

Rund um den Muslimen und Juden heiligen Tempelberg war die Polizei mit einem Großaufgebot vor Ort. Zum Gebet selbst kamen laut der jordanischen Wakf-Behörde insgesamt rund 35.000 Menschen - weniger als durchschnittlich üblich. In der Vergangenheit kamen zu den Freitagsgebeten während des Ramadans 500.000 bis eine Million Menschen.

Israel hatte im Sechstagekrieg 1967 unter anderem das Westjordanland und Ost-Jerusalem erobert. Die Palästinenser beanspruchen die Gebiete für einen eigenen Staat mit Ost-Jerusalem als Hauptstadt.

© dpa-infocom, dpa:220401-99-761152/4

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: