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Konflikte - Frankfurt am Main:Hilfe für Kriegsflüchtlinge aus Ukraine in Hessen läuft an

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Frankfurt (dpa/lhe) - Traumatisierte Menschen auf der Flucht vor dem Krieg, nackte Not durch Waffengewalt: Nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine läuft in Hessen die Hilfe für mögliche Flüchtlingsströme an. "Wir müssen jetzt ausloten, wo sich ein Flüchtlingsstrom hinbewegt", sagte der zweite Landesvorsitzende des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) in Hessen, Marcus Schönbach, am Freitag der Deutschen Presse-Agentur. Momentan gebe es noch ein katastrophales Bild. "Wir haben das Problem, dass an drei Fronten angegriffen wird." Man könne keine Hilfsgüter in die Ukraine bringen und es sei noch unklar ob sich Flüchtlinge in Richtung Polen, Rumänien oder die Slowakei bewegen.

"Für jene, die unter dem Angriffskrieg zu leiden haben, möchte auch die hessische Landesregierung schnell und unbürokratisch ihren Beitrag zur Unterstützung und Hilfe leisten", teilte Hessens Innenminister Peter Beuth (CDU) auf Anfrage mit. Hierzu stehe das Land insbesondere mit dem Bund sowie dem ukrainischen Generalkonsulat in Frankfurt im dauerhaften und vertrauensvollen Austausch, um auch den mehr als 10.000 in Hessen lebenden Ukrainern unmittelbare Hilfe zukommen lassen.

Die hessische Landesregierung treffe alle notwendigen Vorbereitungen, um hilfesuchende Menschen aus der Ukraine bei Bedarf rasch zu versorgen und unterzubringen, heißt es aus dem Innenministerium. Ukrainische Staatsbürgerinnen und Staatsbürger, die sich gegenwärtig in Hessen mit einem Visum oder einer befristeten Aufenthaltserlaubnis befinden, erhalten möglichst unbürokratische Verlängerungen ihrer Titel in den zuständigen Ausländerbehörden der Kommunen. Der hessische Landkreistag sagte dem Land bei Aufnahme von Flüchtlingen aus der Ukraine konsequente Unterstützung zu.

"Eine frühe Einschätzung ist enorm wichtig", sagte der erste ASB-Landesvorsitzende und Vorsitzende des Krisenstabes, Ludwig Frölich. Aus Vereinsmitteln seien erstmal 100.000 Euro bereitgestellt worden. "Wir haben Informationen, dass bereits Menschen vor den Grenzen der Nachbarländer stehen. Ein Team des ASB könne nächste Woche vor Ort sein. Bei einer ersten Hilfe gehe es um Feldküchen, Feldbetten, medizinische und Hygieneartikel, Heizlüfter, medizinische und psychologische Betreuung. "Das sind Kriegsflüchtlinge, die sind traumatisiert."

"Die Frage ist, was machen die Russen, machen sie die Grenzen zu?", sagte Frölich und sprach von einer Völkerrechtsverletzung. Nach den Worten Schönbachs sind grundsätzlich 30 Paletten vorsortiertes Material vorrätig. Lebensmittel könne man auch vor Ort kaufen, die Infrastruktur in den Nachbarländern sei ja intakt. Die derzeitige Planungsgröße gehe von 20.000 bis zu einer Million ukrainischen Flüchtlingen aus.

Auch in Deutschland könnte dem ASB zufolge schnell Hilfe geleistet werden. Man habe in der Flüchtlingskrise 2015 Erfahrungen gemacht. Unterkünfte könnten schnell eingerichtet werden, sagte Frölich.

Kritik über den russischen Angriff gab es am Freitag auch aus der Wissenschaft in Hessen. "Bei allen Deutungsversuchen bleibt aber festzuhalten, dass in Putins Äußerungen eine große Inkonsistenz sichtbar wird. Autokratisches Regieren beinhaltet immer auch irrationale Versuche des eigenen Machterhalts", teilte Professorin Andrea Gawrich, Politikwissenschaftlerin am Gießener Zentrum östliches Europa der Justus-Liebig-Universität mit. "Entsetzt nehmen wir die militärische Aggression durch Russland zur Kenntnis", sagte die Präsidentin der Technischen Universität Darmstadt (TU), Tanja Brühl. "Als TU Darmstadt verurteilen wir den völkerrechtswidrigen Akt aufs Schärfste, der der ukrainischen Zivilbevölkerung Leid und Tod bringt."

© dpa-infocom, dpa:220225-99-286896/3

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