Konflikte - Dresden:Matthias Platzeck zu Russland: "Ich habe mich getäuscht"

Berlin
Matthias Platzeck, ehemaliger Ministerpräsident von Brandenburg. Foto: Christophe Gateau/dpa/Archivbild (Foto: dpa)

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Dresden (dpa) - Brandenburgs früherer Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) - stets ein Verfechter guter deutsch-russischer Beziehungen - hat seine Haltung zu Russland korrigiert. "Ich habe mich getäuscht, weil ich das, was jetzt passiert ist, bis vor kurzem noch für undenkbar gehalten habe", sagte er am Freitag im Podcast "Politik in Sachsen" bei "Sächsische.de". Dass ein russischer Präsident im 21. Jahrhundert so weit gehe, Panzer zu schicken und mit Raketen das Nachbarland anzugreifen, sei außerhalb seiner Vorstellungswelt gewesen. Auch er habe die Lage falsch eingeschätzt.

"Nennen Sie es blauäugig, nennen Sie es naiv. Es gibt ja jetzt viele Umschreibungen. So, wie es jetzt auch viele gibt, die es besser wussten. Damit muss ich leben", erklärte der Politiker. Jetzt gehe es aber erst einmal darum, den Krieg schnellstmöglich einzudämmen und zu beenden. Platzeck befürchtet einen nachhaltigen Schaden für die Friedenspolitik der vergangenen drei Jahrzehnte. "Durch diesen Überfall könnten wir in eine neue Eiszeit geraten." Es werde so etwas wie einen "Kalten Krieg" geben.

Schlimmstenfalls sei mit einem erneuten Rüstungswettlauf und einer "Rückkehr in dunkelste Kapitel des letzten Jahrhunderts" zu rechnen, betonte Platzeck. Nach Putins Anerkennung "dieser skurrilen Republiken" Donezk und Luhansk am Montag habe er gehofft, dass noch "ein Rest Vernunft da ist" und Putin diese "dicke rote Linie" nicht überschreite.

Platzeck (68) ist seit 2014 Chef des Deutsch-Russischen Forums und gilt als einer der profiliertesten Russland-Kenner. Stets hatte er für eine stärkere Wahrnehmung russischer Interessen geworben und hatte dem Westen wiederholt Ignoranz und Arroganz gegenüber Russland vorgeworfen. Platzeck kritisierte in der Vergangenheit die Nato-Ausdehnung nach Osten genauso wie Sanktionen des Westens gegen Russland nach der Annexion der Krim.

© dpa-infocom, dpa:220225-99-288702/2

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