Süddeutsche Zeitung

Konflikt mit Russland:Ukraine versetzt Truppen nahe der Krim in Kampfbereitschaft

  • Die Ukraine reagiert auf harsche Vorwürfe aus Russland: Präsident Poroschenko versetzt die Truppen an der Grenze zur Krim und in der Ostukraine in erhöhe Gefechtsbereitschaft.
  • Am Vortag hatte Moskau von Sabotageakten der Ukraine auf der Krim gesprochen. Präsident Putin warf der Führung in Kiew vor, zum "Terror" übergegangen zu sein.
  • Auch die EU sieht für die russischen Vorwürfe allerdings keine Beweise.

Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko hat die Soldaten an der faktischen Grenze zu der von Russland annektierten Schwarzmeerhalbinsel Krim in Kampfbereitschaft versetzt. Auch für die Frontlinie in der Ostukraine zwischen den von prorussischen Separatisten und ukrainischem Militär kontrollierten Gebieten ordnete er diese Maßnahme an. Das gab der Staatschef nach neuen Spannungen zwischen der Ukraine und Russland bekannt.

Nach Angaben des Generalstabes gab es zudem bereits seit Mittwoch Manöver im Süden des Landes. Sie seien bereits geplant gewesen.

Der russische Präsident Wladimir Putin hatte der Ukraine am Mittwoch vorgeworfen, mit einer Terrorstrategie die Krim destabilisieren zu wollen. Ukrainische Spezialtruppen hätten versucht, Infrastruktureinrichtungen auf der Halbinsel im Schwarzen Meer anzugreifen, teilte der russische Geheimdienst FSB mit. Putin sagte, die ukrainische Führung sei zum "Terror" übergegangen. Russland werde darauf mit nationalen Sicherheitsmaßnahmen reagieren und "sehr ernste zusätzliche Maßnahmen" ergreifen.

Kiew weist Vorwürfe zurück, auch EU sieht keine Beweise

Die Ukraine hatte die Beschuldigungen als "Fantasie" und Provokation zurückgewiesen. Ein Geheimdienstvertreter sagte, die Ukraine habe nicht die Absicht, das Gebiet mit Gewalt zurückzuerobern.

Auch die EU hält die russischen Terrorvorwürfe gegen die Ukraine für unbewiesen. "Es ist wichtig festzuhalten, dass es für die Behauptungen der russischen Behörden bislang keine unabhängige Bestätigung gibt", teilte eine Sprecherin der EU-Außenbeauftragten Federica Mogherini am Donnerstag in Brüssel mit. Sie wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass Beobachter der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) keinen Zugang zur Krim hätten.

Russland hatte nach dem Sturz der moskaufreundlichen Regierung in Kiew 2014 nach einer hastig angesetzten, international nicht anerkannten Volksabstimmung die Krim annektiert. International wird dies nicht anerkannt.

In der Folge kam es in der Ostukraine zu Kämpfen zwischen prorussischen Separatisten und Regierungstruppen, die bisher mehr als 9500 Menschen das Leben kosteten. Ein im vergangenen Jahr vereinbarter Waffenstillstand erweist sich immer wieder als brüchig. Von der de-facto-Grenze mit der nun russischen Krim gab es bisher keine Berichte über Zwischenfälle.

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SZ.de/AP/Reuters/gal/dayk
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