Konflikt mit Nordkorea:Japan will nordkoreanische Rakete abfangen

Trotz heftiger internationaler Kritik treibt Nordkorea den Start einer Langstreckenrakete im April voran. Satellitenbilder im Internet zeigen Aktivitäten an einer nordkoreanischen Basis. Japan ordnete nun an, die Rakete notfalls abzufangen, wenn sie japanisches Hoheitsgebiet überfliegt.

Japan hat mit einem Abschussbefehl auf den geplanten Start einer nordkoreanischen Langstreckenrakete reagiert. Er habe den Befehl erteilt, die Rakete notfalls abzuschießen, sagte Verteidigungsminister Naoki Tanaka am Freitag in Tokio. Nordkorea treibt die Vorbereitungen für den Raketenstart trotz der Warnungen weiter voran und testete südkoreanischen Medienberichten zufolge zudem zwei Kurzstreckenraketen.

Konflikt mit Nordkorea: Satellitenbilder, die am Donnerstag vom privaten US-Fotodienst DigitalGlobe aufgenommen wurden, zeigen den Angaben zufolge Arbeiten an der Abschussrampe im Nordwesten des Landes.

Satellitenbilder, die am Donnerstag vom privaten US-Fotodienst DigitalGlobe aufgenommen wurden, zeigen den Angaben zufolge Arbeiten an der Abschussrampe im Nordwesten des Landes.

(Foto: AP)

"Ich habe einen Zerstörungsbefehl erteilt", sagte Tanaka vor Journalisten. Die japanische Armee sei angewiesen worden, die nordkoreanische Rakete zu zerstören, falls von ihr eine Gefahr für Japan ausgehe. Zuvor hatte das Kabinett von Regierungschef Yoshihiko Noda der Anordnung zugestimmt. Anfang der Woche hatte Tanaka bereits die japanischen Abwehrraketen in Stellung bringen lassen. Auch Südkorea hat mit einem Abschuss der Rakete gedroht.

Das wegen seines Atomprogramms mit internationalen Sanktionen belegte Nordkorea will Mitte April eine Langstreckenrakete mit einem zivilen Satelliten in den Weltraum schießen. Den Angaben zufolge ist der Start zu Ehren des hundertsten Geburtstags des verstorbenen Staatsgründers Kim Il Sung gedacht. Die Rakete könnte auch japanisches Territorium überfliegen.

International wurde der geplante Raketenstart heftig kritisiert, weil darin ein Vorwand für den Test einer Rakete für das nordkoreanische Atomprogramm vermutet wird. Der UN-Sicherheitsrat hat Pjöngjang jede Art von Raketentests untersagt. Die USA werteten den geplanten Start zudem als Verstoß gegen ein im Februar geschlossenes Abkommen und nahmen eine Zusage für Lebensmittellieferungen an das verarmte kommunistische Land wieder zurück.

Ungeachtet der Kritik laufen in Nordkorea die Vorbereitungen für den Raketenstart offenbar weiter. Satellitenbilder, die am Donnerstag vom privaten US-Fotodienst DigitalGlobe aufgenommen und auf der Internetseite 38North veröffentlicht wurden, zeigen den Angaben zufolge Arbeiten an der Abschussrampe im Nordwesten des Landes. Wie die Korea-Experten von der Johns Hopkins University in Baltimore im US-Bundesstaat Maryland schreiben, kommen die Vorbereitungen offenbar "planmäßig" voran.

Falls es keine größeren Rückschläge gebe, könne die Rakete wie geplant ab dem 12. April starten. Es wird erwartet, dass sie nach ihrem Start an der nordkoreanischen Westküste am Südwesten Japans vorbeifliegen wird. Die japanische Zeitung Tokyo Shimbun hatte am Donnerstag berichtet, es sei bereits mit dem Auftanken des Treibstoffbehälters der Rakete begonnen worden.

Wie die südkoreanische Zeitung Chosun Ilbo unter Berufung auf einen südkoreanischen Regierungsvertreter berichtete, testete Nordkorea am Donnerstag zudem zwei Raketen mit einer Reichweite von 120 Kilometern. Die beiden Geschosse wurden demnach von der Westküste des Landes abgeschossen. Ziel der Tests war demnach einer Verbesserung der Technik der Raketen. Mit dem geplanten Start der Langstreckenrakete habe der Abschuss nichts zu tun.

Die Zeitung Joong Ang Ilbo berichtete ebenfalls von einem Raketentest, er soll demnach allerdings schon am Mittwoch erfolgt sein. Das Verteidigungsministerium in Seoul wollte sich nicht zu Berichten äußern.

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