Konflikt in Mali:"Ein großer Friedhof für eure Soldaten"

Konflikt in Mali: Islamisten haben im Norden Malis die Kontrolle übernommen.

Islamisten haben im Norden Malis die Kontrolle übernommen.

(Foto: AFP)

Mit drastischen Drohungen warnt das Terrornetzwerk al-Qaida vor einem Militäreinsatz in Mali. Die Islamisten dehnen ihren Einfluss im Norden des Landes aus. Wann reagiert die internationale Gemeinschaft?

Von Caroline Ischinger

Sie terrorisieren die Bevölkerung mit Peitschenhieben oder Amputationen: Seit acht Monaten belagern radikale Islamisten nun den Norden Malis, alles im Namen der Scharia, wie sie sagen. Niemand hat es bisher gewagt, ihnen das Gebiet von der Größe Frankreichs wieder streitig zu machen. Jetzt planen afrikanische Staaten eine Militärintervention in dem westafrikanischen Land, das nach einem Putsch in der Hauptstadt Bamako im März im Chaos versinkt. 3300 Mann stehen angeblich schon bereit.

Noch fehlt allerdings das grüne Licht aus New York, vom Sicherheitsrat der Vereinten Nationen. Ein baldiger Beschluss bahnt sich an. "Es spricht vieles dafür, dass der Monat Dezember der Monat der Entscheidungen werden wird": Mit diesen Worten hatte Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) bereits Mitte November entsprechende Erwartungen geschürt.

Nun kündigte Frankreich an, dass es tatsächlich die abschließende Resolution noch in diesem Monat im UN-Sicherheitsrat einbringen will. Sie muss als Basis für eine Intervention verabschiedet werden. Paris sprach sich schon früh für einen Einsatz in seinem einstigen Machtgebiet aus. Und die Europäische Union hat sich grundsätzlich bereit erklärt, sich mit einer Ausbildungsmission zu beteiligen. Die Intervention selbst soll aber von der westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft Ecowas angeführt werden.

Noch sind viele Details ungeklärt - insbesondere der Zeitpunkt. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird es aber noch einige Monate dauern, bis Soldaten in Mali Richtung Norden marschieren. Auch die Regenzeit von Juni bis Oktober, die einen Einsatz sehr erschweren würden, spielt bei der Planung eine entscheidende Rolle. Der UN-Sondergesandte für die Sahelzone, Romano Prodi, hatte eine Intervention vor September 2013 bereits ausgeschlossen.

Region in Gefahr

Doch der derzeitige Ecowas-Vorsitzende und Präsident der Elfenbeinküste, Alassane Ouattara, mahnt zur Eile: Der Sicherheitsrat solle die Mali-Resolution zügig genehmigen, um eine Intervention noch in den ersten drei Monaten des kommenden Jahres zu ermöglichen, sagte Ouattara im französischen Radio. Die gesamte Region sei in Gefahr, weil Nord-Mali von Terroristen und Drogenschmugglern besetzt sei.

Ein erstes Treffen zwischen einer Delegation der malischen Übergangsregierung sowie Vertretern von zwei Rebellengruppen aus dem Norden Malis in Burkina Faso ging am Dienstag ohne erkennbaren Fortschritt zu Ende. Zwar einigte man sich auf die grundsätzliche Notwendigkeit, miteinander zu sprechen. Doch die Tuareg-Bewegung MNLA, die sich nach dem Putsch zunächst mit den Islamisten verbündet hatte, lehnt eine Entwaffnung ab. Auch über die strikte Ausübung der Scharia-Gesetzgebung durch die Islamisten von Ansar Dine, die ebenfalls bei dem Treffen vertreten waren, findet sich in der Erklärung kein Wort.

Unterdessen warnte der Chef der al-Qaida im Maghreb, Abdelmalek Droukdel, Frankreich in einer Videobotschaft vor einer Intervention in Mali. Indirekt drohte er laut einem Bericht des französischen Auslandssenders RFI mit dem Tod von sieben Franzosen, die Islamisten in Mali als Geiseln genommen haben. Auch die afrikanischen Staaten griff Droukdel in seiner Propagandabotschaft an: "Wenn ihr Krieg wollt, wird die Sahara ein großer Friedhof für eure Soldaten werden."

Erst am Montag hatte der Kommandeur des United States Africa Command, General Carter F. Ham, in einer Rede in Washington davor gewarnt, dass al-Qaida und andere Gruppen ihre Einfluss in Nord-Mali mit jedem Tag, der vergehe, festigen würden. "Es ist zwingend, dass die internationale Gemeinschaft, angeführt von Afrikanern, darauf reagiert", erklärte Ham laut einem Bericht der New York Times.

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