Konflikt in der Ukraine:Ukrainische Truppen erobern Flughafen zurück

Lesezeit: 2 Min.

Ukrainischer Soldat am Militärflughafen Kramatorsk (Foto: REUTERS)

+++ Kämpfe im Osten des Landes +++ Militärflughafen in Kramatorsk von ukrainischen Soldaten eingenommen +++ Putin zu Merkel: Ukraine "an der Schwelle zum Bürgerkrieg" +++ RWE liefert Gas an die Ukraine +++

Die Entwicklungen im Newsblog

  • Ukrainische Truppen gehen mit Gewalt gegen prorussische Separatisten vor: Sie besetzen den Militärflughafen in Kramatorsk
  • RWE liefert Gas an die Ukraine
  • Putin telefoniert mit Obama, Ban Ki Moon und Merkel
  • EU setzt weitere Personen auf Sanktionsliste
  • UN zufolge gibt es keine systematischen Übergriffe auf russischstämmige Menschen in der Ostukraine

Ukrainische Soldaten besetzen Militärflughafen: Ukrainische Soldaten haben den Militärflughafen in Kramatorsk eingenommen. Das berichten die Kyiv Post und die britische Tageszeitung Guardian. Nach schweren Gefechten hätten die Regierungseinheiten den Flugplatz rund 80 Kilometer nördlich der Stadt Donezk unter ihre Kontrolle gebracht, sagte Interimspräsident Alexander Turtschinow. Das russische Staatsfernsehen berichtet von mindestens vier Toten. Die moskautreuen Aktivisten sprachen von einem Verletzten in ihren Reihen. Eine offizielle Bestätigung für die Opferzahlen gab es zunächst nicht. Der russische Außenminister Sergej Lawrow sprach angesichts dieses Sondereinsatzes von einer "Verletzung ukrainischer Rechtsnormen und des Völkerrechts".

Vor zwei Tagen hatten prorussische Separatisten das Gelände unter ihre Kontrolle gebracht. Zuvor hatte die ukrainische Übergangsregierung offiziell ihren lang angekündigten Anti-Terror-Einsatz im Osten gestartet. Journalisten schicken per Twitter Bilder von ukrainischen Soldaten und Einsatzfahrzeugen:

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Ukraine bekommt Gas aus Deutschland: Der Essener Energiekonzern RWE startet als erster europäischer Versorger Gaslieferungen an die Ukraine. Grundlage sei ein RWE-Rahmenvertrag mit dem ukrainischen Staatsunternehmen Naftogaz mit der Option zur Lieferung von jährlich bis zu zehn Milliarden Kubikmetern Gas. Das Gas werde über Polen fließen, teilt RWE mit. Russland hatte den Gaspreis für seine Lieferungen in die Ukraine massiv erhöht.

Putin telefoniert mit Merkel: Am Mittwochabend telefonierte Russlands Präsident Putin mit Kanzlerin Angela Merkel. Beide Politiker hätten die jüngsten Ereignisse unterschiedlich bewertet, teilte eine Sprecherin der Bundesregierung in Berlin mit. Im Mittelpunkt des Gesprächs habe die Vorbereitung des Treffens der Außenminister Russlands, der Ukraine, der USA sowie der EU-Außenbeauftragten am Donnerstag in Genf gestanden. Kreml-Angaben zufolge hat Putin in dem Gespräch mit Merkel vor einer gefährlichen Zuspitzung der Lage in der Ukraine gewarnt. Die scharfe Eskalation des Konflikts habe das Land an "die Schwelle eines Bürgerkrieges" gebracht, sagte er. Das Vorgehen ukrainischer Sicherheitskräfte in der Ostukraine bezeichnete Putin demnach als verfassungswidrig.

EU setzt weitere Personen auf Sanktionsliste: Die Europäische Union verhängt gegen vier weitere Personen Einreiseverbote und Kontosperrungen:

  • Sergej Arbusow, früherer Präsident der Nationalbank der Ukraine, im Januar und Februar 2014 kurzzeitig Regierungschef der Ukraine
  • Kurzzeit-Premier Juri Ivanjuschchenko, Mitglied der Partei der Regionen und Vertrauter von Ex-Präsident Janukowitsch
  • Alexander Klimenko, ehemaliger Währungsminister. Er hatte im Februar versucht das Land zu verlassen
  • Eduard Stawizki, früherer Energieminister, der sich mittlerweile ins Ausland abgesetzt hat

Gegen alle vier wird in der Ukraine derzeit wegen Veruntreuung von Staatsgeldern ermittelt. Der Nachrichtenagentur AFP zufolge ist die Sanktionsliste mit jetzt 22 Namen, auf die vier aufgenommen wurden, eine andere als die, auf der insgesamt 33 Ukrainer und Russen stehen, die für die Annexion der Schwarzmeerhalbinsel Krim durch Russland und die Destabilisierung der Ukraine verantwortlich gemacht werden.

Russischstämmige Ukrainer werden UN zufolge nicht systematisch verfolgt: Die UN sehen keine Hinweise auf systematische Übergriffe auf die russischstämmige Bevölkerung im Osten der Ukraine. Anderslautende Berichte, mit denen prorussische Separatisten eine Intervention Russlands in dem Konflikt erreichen wollten, seien aufgebauscht, teilte die UN-Menschenrechtsbehörde in Genf mit. "Auch wenn es ein paar Angriffe auf die ethnisch russische Gemeinschaft gab, waren sie weder systematisch noch weit verbreitet", heißt es in einem Bericht, der in der Ukraine veröffentlicht wurde.

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:Präsident Turtschinows Flucht nach vorn

Die Regierung in Kiew steckt im Dilemma. Schlägt sie die Aufstände im Osten der Ukraine gewaltsam nieder, liefert sie Russland einen Grund zum Eingreifen. Lässt sie es bleiben, droht das Land zu zerfallen. Das von Präsident Turtschinow angekündigte Referendum könnte der letzte Ausweg sein.

Von Hannah Beitzer
© Süddeutsche.de/AFP/dpa/Reuters/sks/ahem - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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