Nach Atomschlag-Drohung:UN-Generalsekretär Ban fordert Kurswechsel im Nordkorea-Konflikt

"Atomwaffen sind kein Spielzeug": UN-Generalsekretär Ban Ki Moon warnt eindringlich davor, dass der Nordkorea-Konflikt außer Kontrolle geraten könnte. Während die Drohgebärden weitergehen, wollen die USA nun offenbar hinter den Kulissen auf Kim Jong Un Einfluss nehmen.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hat Nordkorea im Konflikt mit den USA und Südkorea zu einem Kurswechsel aufgerufen. "Atomwaffen sind kein Spielzeug", betonte der Südkoreaner am Donnerstag auf einer Pressekonferenz in Madrid. Es bestehe die Gefahr, dass der Konflikt auf der koreanischen Halbinsel außer Kontrolle gerate.

"Man hat die Dinge zu weit getrieben", sagte Ban nach einem Treffen mit dem spanischen Ministerpräsidenten Mariano Rajoy. "Ich bin besorgt, denn jeder Kalkulationsfehler und jede Fehleinschätzung können in der jetzigen Lage auf der koreanischen Halbinsel eine Krise auslösen, die äußerst schwerwiegende Folgen hätte." Nun sollten alle Seiten zur Entspannung der Lage beitragen.

Das kommunistische Regime drohte den USA offiziell mit einem Atomschlag. Allerdings bezweifeln Experten, dass das Land auf Jahre hinaus in der Lage sein wird, US-Festland mit einer Atomrakete zu treffen. Im Konflikt mit Südkorea bleibt die Lage äußerst angespannt. Die USA bauen als Reaktion auf die fortdauernden Provokationen ein Raketenabwehrsystem auf dem US-Stützpunkt der Pazifikinsel Guam auf.

Mittelstreckenrakete an der nordkoreanischen Ostküste

Nordkorea hat nach Angaben aus Seoul offenbar eine zweite Mittelstreckenrakete an seine Ostküste verlegt. Pjöngjang habe insgesamt zwei Raketen per Zug zu seiner Ostküste gebracht und sie auf mobilen Abschussrampen installiert, berichtete die Nachrichtenagentur Yonhap am Freitag unter Berufung auf einen südkoreanischen Regierungsvertreter. Das Verteidigungsministerium in Seoul, das am Donnerstag die Verlegung einer Mittelstreckenrakete bestätigt hatte, äußerte sich zunächst nicht dazu.

Die Raketen haben eine Reichweite von rund 3000 Kilometern, die auf bis zu 4000 Kilometer ausgebaut werden kann. Damit können die Raketen theoretisch die Pazifikinsel Guam erreichen, ein Außengebiet der USA. Experten sehen Nordkorea aktuell allerdings nicht in der Lage, das US-Festland anzugreifen.

Die USA wollen sich nicht zur Verlegung von Mittelstreckenraketen in Nordkorea äußern. "Ich werde keine Angelegenheiten des Geheimdienstes kommentieren", sagte Regierungssprecher Jay Carney am Donnerstag. Er betonte jedoch, "alle notwendigen Vorsichtsmaßnahmen" seien eingeleitet und fügte hinzu, die USA seien gemeinsam mit anderen Ländern dabei, auf das Verhalten Nordkoreas Einfluss zu nehmen. Dabei nannte Carney ausdrücklich Russland und China. Zugleich bezeichnete er die Kriegsdrohungen Nordkoreas als "altbekannte Verhaltensmuster" der Führung in Pjöngjang. Sie seien "bedauerlich, aber vertraut".

Mit der ersten an die Ostküste transportierten nordkoreanischen Rakete sei ein Beschuss der USA ausgeschlossen, sagte Südkoreas Verteidigungsminister Kim Kwan Jin nach Angaben der Nachrichtenagentur Yonhap. Der Minister widersprach bei einer Sitzung des Verteidigungsausschusses im Parlament Berichten, wonach es sich um eine Rakete vom Typ KN-08 mit einer Reichweite von 10.000 Kilometern handele.

Unterdessen ist Südkorea notfalls zur Evakuierung der Arbeiter aus der abgeriegelten Sonderwirtschaftszone Kaesong bereit. "Wenn es die Situation erfordert, sind wir gewillt, die südkoreanischen Arbeiter abzuziehen, um ihre Sicherheit sicherzustellen", sagte Wiedervereinigungs-Minister Ryoo Kihl Jae. Es gebe aber keine unmittelbaren Pläne dazu. Nordkorea hatte am Mittwoch den Zugang zu dem Industriekomplex gesperrt, der auf nordkoreanischem Boden liegt und von beiden Ländern gemeinsam betrieben wird.

Die Lage auf der koreanischen Halbinsel gilt seit dem dritten Atomtest in Nordkorea im Februar als äußerst prekär. Pjöngjang hatte als Reaktion auf die Ausweitung von UN-Sanktionen und südkoreanisch-amerikanische Militärmanöver den Waffenstillstandsvertrag von 1953 gekündigt. Am Samstag rief Pjöngjang den "Kriegszustand" im Verhältnis zu Südkorea aus. Seit den 1950er Jahren befinden sich die Nachbarn formell weiter im Krieg.

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