Kommunen:Steigende Tendenz: Ärgernis wilde Müllentsorgung

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Frankfurt/Main (dpa/lhe) - Bauschutt am Stadtrand, Sperrmüll neben Altglascontainern - Hessens Städte müssen teils mit hohem Geld- und Personalaufwand wild abgelagerten Abfall aufsammeln. Die Tendenz ist in einigen Kommunen steigend, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur unter mehreren Kommunen ergab. Und sie stoßen auf neue "Tatorte".

In Hessens größter Stadt Frankfurt etwa nimmt die illegale Abfallentsorgung seit 2017 klar zu, wie die Entsorgungs- und Service-Gesellschaft FES berichtete. Bis Ende September habe es mehr als 5700 größere wilde Ablagerungen gegeben, die entweder mit der regulären Sperrmüllabfuhr oder - in dringenden Fällen - der Straßenreinigung beseitigt wurden. Bis Ende des Jahres werde die Zahl wohl auf 7700 steigen (2017: 6276 Fälle).

In Kassel ist die Zahl der entdeckten Ablagerungsstellen nach ersten Hochrechnungen im Vergleich zu 2018, als etwa 3600 Fälle registriert wurden, um fünf Prozent gestiegen. Die Abfallmenge sei aber konstant geblieben, berichtete ein Sprecher. Die Stadt schätzt, dass pro Jahr etwa 450 Tonnen zusammenkommen und die Entsorgungskosten etwa 105 000 Euro betragen. Die Uni-Stadt Gießen registriert ebenfalls eine steigende Tendenz und muss jährlich etwa 65 000 Euro für die Entsorgung aufbringen. Die Stadt hofft, dass sich die Situation verbessert: "Seit wenigen Monaten wird der Sperrmüll kostenlos auf Online-Antrag abgeholt. Die legale Entsorgung ist somit einfach und kostenlos möglich", so eine Sprecherin.

Die Städte sind auch auf Mithilfe der Bürger angewiesen, um den illegalen Müll zu finden. In der Landeshauptstadt Wiesbaden kann dieser telefonisch, per E-Mail oder über die App "Sauberes Wiesbaden" gemeldet werden. Bis Ende August seien so 7913 Fälle bekannt geworden, teilten die Entsorgungsbetriebe der Stadt mit. Die Zahlen seien aber nicht gestiegen. "Pro Jahr sind es rund 11 000 Meldungen - je kälter es wird, desto weniger illegale Ablagerungen gibt es", berichtete ein Sprecher. Die Kosten für die Beseitigung belaufen sich jährlich auf rund 350 000 Euro. In Kassel sind nach Angaben der Stadt unter anderem die "Müllbusters" mit einem Sonderfahrzeug im Einsatz, das ausschließlich wilde Ablagerungen im Stadtgebiet erfasst.

Das illegale Entsorgung kann nach Ansicht des Hessischen Städte- und Gemeindebunds verschiedene Gründe haben. Der geschäftsführende Direktor Karl-Christian Schelzke sagte, meistens wollten die Übeltäter vermutlich Abfallgebühren sparen. "Oder deren Mülltonnen sind schon voll." Wer nur eine kleine Tonne habe, müsse schließlich aufs Jahr betrachtet auch weniger Gebühren zahlen.

Doch nicht selten genug, sagt Schelzke weiter, entsorgten die Umweltsünder gleich reihenweise Farbeimer und Schuttberge, die bei Umbauarbeiten anfielen. "So etwas sollte mit aller Schärfe verfolgt werden." Zeugen, die so etwas bemerkten, sollten die zuständige Kommune oder die Polizei informieren. Schelzke beobachtet einen zunehmenden Werteverfall: "Was die Menschen alltäglich aus Gedankenlosigkeit und Faulheit achtlos wegwerfen, wo sie gehen und stehen, ist eine Respektlosigkeit gegenüber den Natur und den Mitmenschen."

Die Kommunen bemerken auch gewisse Trends für die wilden Ablagerungsstellen: "Besonders auffällig ist die Zunahme an Einfallstraßen, wo vielfach Pendler ihren Müll abladen", berichtete die Frankfurter FES. "Auffällig ist auch die Zunahme an Bauschutt, der zum Wochenende entsorgt ist. Wir vermuten hier Handwerker von außerhalb, die sich vor der Heimreise noch schnell des Abfalls entledigen."

In Darmstadt, wo es nach Angaben eines Sprechers kein signifikantes Problem mit illegaler Müllentsorgung gibt, ist allerdings verstärkt zu beobachten, "dass Sperrmüll und andere Abfälle in unmittelbarer Nähe von Sammelcontainern für Altglas, Altpapier und Elektroschrott abgelegt werden und dort das Ortsbild negativ beeinträchtigen".

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