Süddeutsche Zeitung

Kommunen - Potsdam:Städtepartnerschaften: "Es hängt an den Aktiven im Ort"

Direkt aus dem dpa-Newskanal

Potsdam/Rüdersdorf (dpa/bb) - In Brandenburg sind mehr als 170 Städtepartnerschaften gemeldet. Nicht alle sind noch aktiv, wie der Städte- und Gemeindebund Brandenburg mitteilte. "Das Problem ist, die Partnerschaften mit Leben zu füllen", sagte Geschäftsführer Jens Graf. Zwar habe die Gemeindeverwaltung eine bestimmte Funktion, wie beispielsweise, die Austausche zu organisieren. Jedoch gehe dies nicht ohne die Bürger, die sich aktiv engagierten - auf beiden Seiten, sagte Graf.

In der Datenbank des Rates der Gemeinden und Regionen Europas (RGRE) sind Partnerschaften von brandenburgischen Kommunen nach Polen, Schweden, Dänemark, aber auch in entferntere Regionen wie China, die Türkei und Russland gelistet. "Je weiter das Land weg ist, desto schwieriger gestaltet sich der Austausch", sagte Graf. "Wir brauchen Leute, die da Herzblut für entwickeln und hinfahren."

Die Gemeindepartnerschaften sind aus Grafs Sicht sehr wichtig, da sie die Völkerverständigung "von unten" stärken. Er erinnerte sich daran, wie er als Student miterlebte, wie Franzosen im Rahmen von Partnerschaften in den 80er Jahren nach Deutschland kamen, um den Austausch mit den Deutschen zu fördern, damit, so Graf, "so etwas wie der Weltkrieg nicht noch einmal passiert".

Rüdersdorf bei Berlin (Märkisch-Oderland) hält gleich drei Partnerschaften aktiv. Für den Besuch der befreundeten französischen Gemeinde Pierrefitte-sur-Seine nördlich von Paris wurden bereits Flugtickets für den 11. November gebucht, sagte Bürgermeisterin Sabine Löser. An dem Tag feiert Frankreich den Waffenstillstand des Ersten Weltkrieges. Eine Linde aus der heimischen Baumschule werden über den Landweg in einem Auto mitgebracht, als "Symbol der Verbundenheit", sagte Löser.

Dabei gehe es bei den Partnerschaften nicht nur um das Politische. Häufig gebe es auch eine sportliche Betätigung, zumindest bei den Austauschen mit Rüdersdorf. So nehmen Läufer aus Pierrefitte am jährlichen Halbmarathon um den Stienitzsee teil - und andersherum liefen Rüdersdorfer in der französischen Gemeinde mit, wie Löser sagte. Aber auch Löser weiß: "Es hängt an den Aktiven im Ort, dass der Austausch lebendig bleibt."

Besonders sportlich soll es im September werden. Eine Delegation aus Paddel- und Motorbooten soll dann von dem polnischen Dorf Santok in der Woiwodschaft Lebus aus über die Warthe (polnisch: Warta) die Oder und den Oder-Spree-Kanal entlang bis zum Museumspark Rüdersdorf fahren. Eine Woche ist für die Tour geplant. In Rüdersdorf sollen dann, wie auch eine Woche zuvor in Polen, kleine Anlegerplätze eröffnet werden. "Uns verbinden Flüsse" heißt das 238 Kilometer lange Projekt über die zweite Etappe des Ausbaus der grenzüberschreitenden wassertouristischen Infrastruktur.

Einige Städtepartnerschaften in Brandenburg bestehen seit vielen Jahrzehnten. So feierte Cottbus beispielsweise vergangenes Jahr das 60-jährige Bestehen seiner Partnerschaft mit der französischen Stadt Montreuil. Und Eisenhüttenstadt schloss 1958 eine Städtepartnerschaft mit der im Südosten Bulgariens gelegenen Stadt Dimitrovgrad.

Dass Städtepartnerschaften aber nicht aus der Mode gekommen sind, zeigt die Stadt Oranienburg, die derzeit eine Freundschaft mit dem israelischen Lokalverband Kfar Jona vorbereitet. Eigentlich sollte der Schulterschluss bereits vollzogen worden sein. Aber Corona habe das Bündnis verzögert, sagte Sprecher Ralf Kotsch.

Aber Freundschaften müssen nicht immer über die deutschen Landesgrenzen hinausgehen: Oranienburg pflegt eine Partnerschaft zu Hamm in Nordrhein-Westfalen. Rüdersdorfer treffen sich einmal im Jahr mit Menschen aus der Kleinstadt Hemmoor in Niedersachsen. Und im vergangenen Jahr feierte Schwedt/Oder (Uckermark) die 30-jährige Partnerschaft mit Leverkusen in Nordrhein Westfalen. "Eigentlich als Partnerschaft zwischen Ost- und Westdeutschland initiiert, brachte diese Verbindung besonders in den Anfangsjahren nach der Wende der Stadt Schwedt/Oder vielfältige Unterstützung", so Sprecherin Sabrina Schäfer.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-200801-99-03971
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
Direkt aus dem dpa-Newskanal