Kommunen - München:Historische Belastung: München prüft Straßenumbenennungen

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München (dpa/lby) - Bei 40 Straßen in München soll nach Ansicht von Experten wegen der historischen Belastung ihrer Namensgeber über eine Umbenennung diskutiert werden. Historiker des Stadtarchivs legten nach mehr als drei Jahren Recherche eine entsprechende Liste vor.

Bei den genannten Persönlichkeiten gebe es einen erhöhten Diskussionsbedarf, teilte die Stadt München am Montag mit. Durch explizite Äußerungen und Handlungen insbesondere im Zusammenhang mit dem nationalsozialistischen Unrechtsregime müssten sie als belastet gelten. Bei weiteren 320 Straßen regten die Historiker an, die Namensgeber auf Zusatzschildern zu kommentieren und in einen Zusammenhang zu stellen.

Zuvor hatte die "Bild"-Zeitung aus den vertraulichen Listen zitiert. Dem Blatt zufolge finden sich darauf auch Persönlichkeiten wie Franz Josef Strauß, Otto von Bismarck, Arthur Schopenhauer, Erich Kästner oder der italienische Seefahrer Christoph Kolumbus.

Laut "Bild" kritisierten die Historiker etwa bei Strauß, er habe sich in Afrika von den Mächtigen hofieren lassen und habe auf Jagdsafaris auf Antilopen geschossen. Bei Kolumbus hätten sie Zuckerhandel und Sklavenhandel angeprangert, bei Bismarck rassistische Tendenzen.

Nach Auskunft der Stadt finden sie sich aber alle nicht auf der Liste der Prominenten, bei denen über eine Umbenennung diskutiert werden soll. Hier wurde demnach nur eine Kommentierung angeregt.

Die Listen gehen zurück auf einen Antrag der SPD. Man habe damit das Thema historisch belasteter Straßennamen grundsätzlich klären wollen, hieß es aus der Fraktion. Der Vorsitzende Christian Müller sprach angesichts der Veröffentlichung des vertraulichen Papiers von einer Stimmungsmache.

Es gehe nicht darum, großflächig Straßennamen umzubenennen, sondern die Namensgeber historisch zu beleuchten, sagte Müller. "Wir werden nicht in München hingehen und überall bloß noch eine Veilchenstraße machen oder eine Lieschen-Müller-Straße, um allem und jedem zu entgehen." Dennoch müsse man sich dem historischen Erbe immer wieder neu stellen.

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