Kommunen:Katastrophen-Modus: Anhalt-Bitterfeld weiter lahmgelegt

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Andy Grabner, Landrat des Landkreises Anhalt-Bitterfeld. Foto: Klaus-Dietmar Gabbert/dpa-Zentralbild/dpa (Foto: dpa)

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Köthen (dpa/sa) - Seinen ersten Arbeitstag im Landkreis Anhalt-Bitterfeld hat sich der neue Landrat Andy Grabner (CDU) sicherlich anders vorgestellt: Die Kreisverwaltung ist auch fast eine Woche nach dem Cyberangriff auf sie weiter lahmgelegt. Es könnte noch ein Viertel- bis halbes Jahr vergehen, bis das Amt wieder sein gesamtes Leistungsangebot anbieten könne, sagte ein Sprecher am Montag der Deutschen Presse-Agentur. Zunächst soll eine Notinfrastruktur aufgesetzt werden, damit die angestaute Arbeit Stück für Stück abgearbeitet werden kann. Es sei unmöglich, hunderte Dinge, die alle wichtig seien, gleichzeitig anzufassen.

Seit dem Wochenende arbeiten nach Angaben des Landkreises Spezialisten und Experten aus Bundes- und Landesbehörden an der Analyse, der Identifikation und der Bekämpfung des Virus. In dieser Woche bekommt der Landkreis zudem die Unterstützung durch Dritte, die insbesondere auf den Wiederaufbau der IT-Infrastruktur und die schnellstmögliche Aufnahme von Dienstleistungen ausgerichtet ist.

"Wichtig wird sicherlich sein, dass Sozialhilfeempfänger ihr Geld bekommen, dass Unterhaltsvorschuss bezahlt werden kann", sagte der Sprecher weiter. Die Kreisverwaltung ist eigenen Angaben zufolge auch mit anderen Landkreisen und Kommunen in Kontakt, um einige Leistungsangebote entsprechend auslagern zu können.

Am vergangenen Dienstag waren mehrere Server des Landkreises aus bislang unbekannter Quelle infiziert worden. In der Folge wurden Dateien verschlüsselt. Alle kritischen Systeme wurden vom Netz getrennt, um einen Datenabfluss zu verhindern. Der Landkreis hatte daraufhin am Freitag den Katastrophenfall ausgerufen. Zu den Quellen der Infektion machte der Sprecher am Montag keine weiteren Angaben.

Seit Montag ist Grabner als neuer Landrat im Amt. Er übernahm den Landkreis von seinem Vorgänger, dem langjährigen Landrat Uwe Schulze (CDU), im Katastrophen-Modus. Grabner sei allerdings zuvor schon in alle Maßnahmen und Entscheidungen eingebunden gewesen, hieß es.

Hackerangriffe sind aus Sicht des Deutschen Städte- und Gemeindebunds ein wiederkehrendes Problem. Eine hundertprozentige Sicherheit sei nicht herzustellen, sagte Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg dem Nachrichtenradio MDR Aktuell. Es sei sowohl weltweit als auch deutschlandweit zu beobachten, dass versucht werde, Kommunalverwaltungen oder auch kommunale Einrichtungen - etwa Stadtwerke - anzugreifen. "Einen richtig guten Angriff, den kann es überall geben", bemerkte Landsberg. Entscheidend sei, dass die IT-Systeme und damit auch die Sicherheit in den Verwaltungen ständig weiterentwickelt würden.

© dpa-infocom, dpa:210712-99-355807/4

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