Kommunen - Gießen:Glanz trotz Pandemie: Städte schmücken sich für den Advent

Brauchtum
Weihnachtliche Lichterketten hängen in einer Stadt. Foto: Andreas Arnold/dpa/Symbolbild (Foto: dpa)

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Frankfurt/Gießen (dpa/lhe) - Nach der coronabedingten Absage der Weihnachtsmärkte wollen viele Städte in Hessen trotzdem für festliche Stimmung sorgen. Ob geschmückte Bäume, Lichterglanz in Fußgängerzonen oder eigens angestrahlte Bauwerke - auch in der Pandemie sollen die Menschen zum Bummeln eingeladen werden. Das dürften auch die von der Krise gebeutelten Geschäfte in den Innenstädten begrüßen. Allerdings gilt es dabei, einen Spagat zu schaffen: Stimmungsvolle Atmosphäre ja - Publikumsmagnete, die größere Menschenmengen anziehen, nein. Denn Kontaktbeschränkungen, Mindestabstände und Hygieneregeln müssen auch in der Adventszeit eingehalten werden.

In Schlitz zum Beispiel soll von diesem Samstag an wieder die weltgrößte Kerze über der Stadt erstrahlen. "Wir haben alles darangesetzt, dass die Kerze wie immer leuchtet", sagte die Sprecherin des Schlitzer Stadtmarketings, Heike Weber. Da es schon keinen Weihnachtsmarkt gebe und die Menschen zu Hause bleiben sollen, wolle man ihnen auf diese Weise ein Stückchen Weihnachten bescheren.

Ein Wehrturm des Schlitzer Burgenensembles wurde für die Kerze wieder eigens in rote Stoffbahnen eingehüllt - kein ganz einfaches Unterfangen in Corona-Zeiten, wie Weber sagt: Rund 50 Personen seien in diesem Jahr an den Vorbereitungen beteiligt gewesen, auch Feuerwehrleute hätten mitgeholfen. Inklusive Flamme ist die Schlitzer Kerze 42 Meter hoch, damit hat es das weihnachtliche Wahrzeichen schon zweimal ins Guinness Buch der Rekorde geschafft. Auch sonst schmückt sich die Stadt im Vogelsbergkreis in diesen Tagen: Die Burgmauer werde angestrahlt, es gebe Adventsbeleuchtung und Weihnachtsbäume, die von Kindergartengruppen und Schulklassen geschmückt werden, sagte Weber.

In Fulda ist neben der adventlichen Beleuchtung der Einkaufsstraßen unter anderem die Illumination der Dalbergschule und der Fassade des Vonderau-Museums mit Sternenbildern und einem Adventskalender geplant, wie ein Stadtsprecher sagte. Die Stadt stellt in der Adventszeit neben vielen kleineren Bäumen auch zwei große, mit Lichtern geschmückte Weihnachtsbäume auf, nämlich vor dem Ehrenhof des Stadtschlosses sowie an der großen Freitreppe zum Domplatz. Dafür hätten sich auch in diesem Jahr wieder Grundstücksbesitzer gemeldet, die einen schönen, aber zu groß gewordenen Baum ohnehin hätten fällen wollen und dabei Unterstützung durch städtische Mitarbeiter erhielten. Im Gegenzug für die Hilfe beim Fällen und dem Abtransport stifteten die Eigentümer dann die Bäume der Stadt für den Adventsschmuck, sagte der Sprecher.

Auch in Frankfurt soll es in diesem Jahr eine weihnachtliche Beleuchtung auf der Zeil geben, nachdem es schon im vergangenen Jahr auf der Einkaufsstraße "ein wenig duster" gewesen sei, wie der Sprecher von Oberbürgermeister Peter Feldmann, Olaf Schiel, sagte. Angepeilt sei, die Zeil rund um den ersten Advent zu illuminieren. An diesem Sonntag (29. November) sollen auch die Lichter am Frankfurter Weihnachtsbaum angehen. Die Finanzierung sei gesichert - die Kosten teilten sich das City-Marketing und die Wirtschaftsförderung. In der Altstadt hingegen fehle es an entsprechenden Masten, um eine weihnachtliche Beleuchtung anzubringen, so der Sprecher.

In Kassel gibt es eine Weihnachtsbeleuchtung und Weihnachtsbäume vor dem Rathaus und auf dem Königsplatz. Was darüber hinaus gemacht wird oder gemacht werden kann, war auch nach der Entscheidung für eine Verlängerung des Teil-Lockdowns zunächst unklar. Man warte auf die neue Corona-Verordnung des Landes, dann werde sich die Stadt äußern, sagte eine Sprecherin von Kassel Marketing: "Wir werden aber alles tun, was in unseren Möglichkeiten ist - technisch und personell -, um die Innenstadt weihnachtlich zu gestalten." Allerdings stoße man bei einigen Ideen, wie Weihnachtsmusik in der Stadt, auch an technische Grenzen. Traditionell gibt es in Kassel eine Krippenausstellung in der Karlskirche. Diese soll es auch in diesem Jahr geben: Der Plan sei, dass die Krippen in den Schaufenstern der örtlichen Geschäfte zu sehen seien.

Im beschaulichen Lorsch gibt es neben der weihnachtlichen Beleuchtung der Stadt auch noch Initiativen von Privat- und Geschäftsleuten für die Weihnachtsdeko. Beim Lorscher "Fensterwunder" werden die beleuchteten Schau- oder privaten Wohnzimmerfenster mit Scherenschnitten, Rentieren mit Schlitten, Glitzerschmuck, Selbstgebackenem oder riesigen Nuss-Knackern dekoriert. Voraussetzung ist nach Angaben einer Sprecherin, das Fenster zeigt zur Straße und kann von Weihnachtsbummlern oder Spaziergängern offen bewundert werden. Seit vier Jahren gibt es das Fensterwunder in der Stadt mit dem zum Unesco-Welterbe zählendem Kloster. Neugierige können dann auch über die schönsten Fenster abstimmen und die Sieger bekommen Preise.

Auch durch Gießens Fußgängerzone zieht sich in der Adventszeit normalerweise der Weihnachtsmarkt. Der ist wie überall - bis auf ein paar Buden - wegen Corona abgesagt, Lichterglanz soll es aber dennoch geben. "Alles, was infektionsrisikofrei ist, wollen wir machen", sagt Markus Pfeffer, Geschäftsführer des "Business Improvement District"-Projekts (BID) Seltersweg, das sich für die Verschönerung der City engagiert. Also werden wie jedes Jahr Lichterketten in der Innenstadt gespannt, auch einen Weihnachtsbaum soll es geben. Dennoch: "Was nicht da ist, ist das Bummeln."

Alles, was die Verweildauer in der City erhöhen kann, sei in Zeiten wie diesen eine zweischneidige Angelegenheit, sagt Pfeffer weiter. Denn das Infektionsrisiko solle ja nicht erhöht werden. Die Geschäftsleute hätten aber viel investiert, um ihre Läden mit Luftreinigern, Plexiglasscheiben oder Desinfektionsmitteln auszurüsten.

Für den stationären Einzelhandel dürfte der Lichterglanz ein Hoffnungszeichen sein. Im November hätten die Läden in den Innenstädten bisher mit Umsatzeinbrüchen zwischen 30 und 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat zu kämpfen gehabt, sagte der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Hessen, Sven Rohde, der Deutschen Presse-Agentur - und das, wo gerade der innenstadtrelevante Handel einen Großteil seines Geschäfts in der Weihnachtszeit mache. Neben der Absage der Weihnachtsmärkte machten den Händlern auch die Schließung von Restaurants und Cafés sowie die geltenden Kontaktbeschränkungen zu schaffen. Die Probleme dürften sich mit dem nun verlängerten Teil-Lockdown noch vergrößern.

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