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Kommunen - Dresden:Dresdner Krematorium an Kapazitätsgrenze

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Dresden (dpa/sn) - Das Dresdner Krematorium ist durch die hohe Übersterblichkeit in der Corona-Pandemie an der Belastungsgrenze angelangt und nun auf Hilfe anderer angewiesen. Während sonst pro Tag im Schnitt 50 bis 60 Verstorbene zur Einäscherung in das Krematorium gebracht würden, sei es nun die doppelte Anzahl, sagte Eva Jähnigen, Bürgermeisterin im Dezernat für Umwelt und Kommunalwirtschaft der Stadt Dresden, auf Anfrage. Nach einem technischen Defekt könne das Krematorium derzeit ohnehin nur drei Viertel seiner Kapazität schaffen. Deshalb müssten 100 Tote nun in andere Krematorien Sachsens und zu einer Einrichtung in Thüringen gebracht werden. Dazu habe man ein bundesweit agierendes Bestattungsfuhrunternehmen beauftragt.

"Wir werden diesen akuten Zustand wohl noch bis Mitte Januar haben", sagte Jähnigen. Vieles hänge vom weiteren Verlauf der Pandemie ab. Die Lagerung von Särgen sei begrenzt. Das Krematorium in Dresden könne 300 Tote in einer Kühlhalle aufnehmen. Auf Friedhöfen in der Stadt gebe es weitere 300 Plätze für diesen Zweck. Diese Möglichkeit sei derzeit noch nicht ausgeschöpft. Dresden verfahre aber nach dem Grundsatz, möglichst schnell einzuäschern, um Angehörige nicht unnötig warten zu lassen.

Jähnigen geht davon aus, dass bei einer weiteren Zunahme von Todesfällen und damit einhergehenden Einäscherungen das Land Sachsen eine Koordinierung übernehmen werde. Dresden habe schon früher mit den Krematorien in Meißen und Halle kooperiert, wenn beispielsweise Wartungsarbeiten anstanden und die Toten anderswo eingeäschert werden mussten.

Die Landesinnung der Bestatter in Sachsen sieht in einer mangelnden Beurkundung durch die Standesämter einen wesentlichen Grund, warum es mit der Einäscherung in den Krematorien nicht schneller vorangeht. Dabei könnten die Behörden einen vorläufigen Bestattungsschein ausstellen, damit es nicht zu Verzögerungen kommt: "Wenn sich die Standesämter nicht daran halten, haben wir ein Problem. Die Krematorien könnten mehr machen, aber momentan klemmt es an der Beurkundung und zum Teil an der zweiten Leichenschau durch den Amtsarzt." Diese sei vor der Einäscherung erforderlich.

"Die Situation ist ernst, aber es gibt keinen Grund zur Panik", sagte Innungsobermeister Tobias Wenzel der Deutschen Presse-Agentur in Dresden. Wenn es ab kommenden Montag wieder einigermaßen vernünftig laufe, werde man noch ein paar Tage am Limit arbeiten müssen und könne dann Schritt für Schritt zur Normalität zurückkehren.

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