Kommunalwahlen in NRW:Kleiner Halbmond, große Aufregung

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CDU-Logo mit türkischem Halbmond: Die Werbetasche aus dem Wahlkampf von Yasar Calik sorgte für viel Ärger in seiner Partei. (Foto: dpa)

Der Neusser Stadtratkandidat Yasar Calik schmuggelt das türkische Nationalsymbol in das CDU-Logo. Die Kampagne löst in der tiefschwarzen Region Glaubenskämpfe aus. Der Hass ist so groß, dass manche Deutsch-Türken in der Union sich fragen, ob ihr Engagement ein Missverständnis war.

Von Bernd Dörries, Düsseldorf

Die CDU hat in den vergangenen Jahren immer mal wieder diskutiert, wie groß das C in ihrem Namen eigentlich noch ist. Es ging darum, wie christlich die Christdemokraten eigentlich sind, vor allem wie katholisch.

In Neuss sind die Menschen in der Regel sehr gläubig. Und wenn sie es nicht sind, dann hängen sie es in der Regel nicht an die große Glocke. Die CDU regiert hier seit dem Krieg mit großer Mehrheit. Viel größer kann das C also nicht sein in Deutschland.

Jetzt hat sich aber etwas hineingeschmuggelt in das C, eine rote Mondsichel mit Stern - das Nationalsymbol der Türkei. In Neuss und Umgebung ist nun ein kleiner Religionsstreit entstanden, auch weil sonst nicht so viel los ist im Kommunalwahlkampf. Für den hatte der Deutsch-Türke Yasar Calik, 37, ein paar Hundert Stofftaschen drucken lassen, um darauf aufmerksam zu machen, dass er sich für einen Sitz im Stadtrat bewirbt. Er fand es eine nette Idee, den Halbmond einzubauen. Er wolle die CDU den türkischstämmigen Menschen in Neuss "näher bringen", sagt Calik.

Hass wegen einiger Taschen

Letztlich hat sich Calik aber vor allem von Teilen seiner eigenen Partei entfernt, die in den vergangenen Tagen allerorts bemüht war, zu versichern, dass die CDU nicht zum Islam konvertiere.

Jörg Geerlings, der Vorsitzende des CDU-Stadtverbandes Neuss, versprach, das Logo werde nicht weiter verwendet, und hielt eine Art Grundsatzerklärung. "Integration heißt gegenseitiger Respekt, aber nicht Beliebigkeit. Das christliche Menschenbild bildet die Grundlage unserer politischen Arbeit in der Union."

Natürlich schaltete sich auch Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe ein, der im sehr katholischen Neuss seinen Wahlkreis hat und als Protestant dort ohnehin unter Beobachtung steht. "Wir müssen das CDU-Logo vor politischen Missverständnissen schützen", sagt Gröhe.

Manche Deutsch-Türken in der CDU fragen sich aber nun womöglich, ob es ein Missverständnis war, sich in der Union zu engagieren. So groß ist der Hass, der dem Kandidaten Calik wegen ein paar Taschen entgegenschlägt.

In den sozialen Netzwerken wird gepoltert, der sogenannte Kirchenhistoriker Michael Hesemann sagte dem Neusser Stadt-Kurier, im Zeichen des Halbmondes seien Millionen Armenier ermordet worden. Und so weiter. Calik muss derweil betonen, was für ein guter Christdemokrat er doch sei, dass er es in der Bundeswehr bis zum Hauptfeldwebel gebracht habe. Er habe sich nicht gegen das Christentum wenden wollen. "Falls es falsch verstanden wurde", sagt Calik, "möchte ich mich entschuldigen."

© SZ vom 25.04.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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