Konkrete Resultate sind vom Gipfel des nordkoreanischen Machthabers Kim Jong-un mit Wladimir Putin in Wladiwostok nicht zu erwarten. Für Verhandlungen über die Atomabrüstung ist der russische Präsident die falsche Adresse. Während die USA auf einer raschen kompletten Denuklearisierung beharren, wünscht zwar auch Putin eine Atomwaffen-freie koreanische Halbinsel. Aber sie hat für ihn keine hohe Priorität. Schon gar nicht, solange US-Truppen in Südkorea stehen.
Die Lockerung der UN-Wirtschaftssanktionen, Kims dringlichstes Anliegen, kann Putin nicht verfügen - jedenfalls nicht offiziell, die Beschlüsse des Sicherheitsrats binden auch ihn. Zudem weiß Kim Moskau in dieser Frage ohnehin schon auf seiner Seite; Außenminister Sergej Lawrow hat bereits gefordert, das Wirtschaftsembargo sei zu lockern. Zumindest vereinzelt verschieben private Firma auch schon heimlich Öl aus Russland an Nordkorea. Ob mit das mit Duldung Moskaus geschieht, ist nicht bekannt. Offiziell hält sich Russland an die Sanktionen.
Kim kann sich auf dem internationalen Parkett präsentieren
Auch vom dritten Thema, über das Putin und Kim reden, mehr ökonomischer Zusammenarbeit, sind keine Ergebnisse zu erwarten. Ihre beiden Volkswirtschaften sind zu ähnlich, sie haben einander wenig zu bieten. Russlands wichtigste Exporte sind Öl und Gas; jene von Nordkorea waren, bis die Sanktionen verschärft wurden, Kohle und Rohstoffe. Was Nordkorea bräuchte, sind moderne, hochindustrialisierte Partner, die einen billigen Produktionsstandort suchen und seine marode Infrastruktur aufbauen helfen. Das einzige vielversprechende Großprojekt, das Kim und Putin vorantreiben könnten, wäre die bereits angedachte Anknüpfung der südkoreanischen Bahn an die durch Nordkorea führende transsibirische Eisenbahn. Diese Verbindung würde es der Industrie Südkoreas erlauben, ihre Exporte auf der Schiene nach Europa zu schicken. Das wäre billiger und schneller als der Seeweg. Darauf zielte Putin mit seinem Aufruf zur dreiseitigen Zusammenarbeit Russlands mit beiden Koreas. Aber vorerst verbieten die Sanktionen Moskau jegliche neuen gemeinsamen Wirtschaftsprojekte mit Pjöngjang.
Dennoch hat der Gipfel von Wladiwostok Relevanz. Das Treffen bietet dem bis vor kurzem völlig isolierten Kim die nächste Gelegenheit, sich auf dem internationalen Parkett als Staatschef zu präsentieren. Auch seinem Publikum zu Hause. Er ist ein Gesprächspartner der Großen dieser Welt. Zugleich normalisieren die beiden die komplexen Beziehungen ihrer Länder. In kleinen Schritten mausert sich Nordkorea, bisher ein blinder Fleck auf der Karte Nordostasiens, zu einem fast normalen Nachbarn. Einzig nach Japan hat Pjöngjang noch keinen Draht. Aber das liegt nicht allein an Kim.
Zudem demonstriert Kim dem amerikanischen Präsidenten Donald Trump, dass er Alternativen zum Dialog mit Washington hat. Russland ist zwar keine attraktive Alternative, aber sollte Trump irgendwann wieder versuchen, Nordkorea mit Sanktionen und militärischen Drohungen in die Knie zu zwingen, verlieren diese an Glaubwürdigkeit, wenn Kim sich lachend mit Putin und dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping fotografieren lässt.