Kommentar:Comeback eines Boxers

Der Mann ist noch nicht ausgezählt: Vladimir Meciar, einstiger Amateurboxer, hatte sich einst als Premier der Slowakei einen zweifelhaften Ruf erworben: autoritär, chauvinistisch, unberechenbar.

Von Michael Frank

Vieles davon war nicht aus der Luft gegriffen. Er stürzte nur, weil sich alle anderen, sonst zersplitterten und zerstrittenen politischen Lager allein in der Gegnerschaft zu Meciar fanden. Dieser Mann steht nun erneut in der Stichwahl für das Amt des Präsidenten.

Wird der alte Anti-Meciar-Reflex noch einmal greifen und seinen Wiederaufstieg vereiteln? Wird andernfalls die Slowakei - immerhin Neu-Mitglied der Nato und ab 1. Mai auch der Europäischen Union - wieder zum Schmuddelkind Mitteleuropas? Doch auch ein Meciar ist lernfähig. Schon vor Jahren hat er sich gemäßigt.

Ivan Gasparovic jedoch, sein Gegner, war immer Vasall: erst der Meciars, bis das Honorar dafür nicht mehr fett genug ausfiel. Jetzt segelt Gasparovic im Windschatten des linken Populisten Robert Fico von der Bewegung "Smer". Opportunisten aber hat die junge Slowakei genug.

Verglichen mit ihm, erscheint Meciar sogar als das kleinere Übel. So oder so aber wird der Weg der Slowakei nach Westen beschwerlicher. Offensichtlich haben die radikalen Wirtschafts- und Sozialreformen der christdemokratisch geführten Regierung von Mikulas Dzurinda viele Slowaken überfordert.

Ein Trost ist, dass das Präsidentenamt parlamentarisch so dicht eingebunden ist, dass es zu autoritären Extratouren nicht taugt. Vladimir Meciar könnte im Fall eines Sieges in der Stichwahl sogar seine einstigen Fehler korrigieren - vorausgesetzt, die Europäer geben ihm die Chance dazu.

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