Kombi-Bahnhof statt Stuttgart 21:Bahn nennt Geißlers Vorschlag chancenlos

Die Deutsche Bahn lehnt den Kompromissvorschlag des Stuttgart-21-Schlichters Heiner Geißler kategorisch ab. Die Kombination aus Kopf- und Tiefbahnhof sei deutlich teurer als das jetzige Bahnprojekt - und würde die Planung um Jahre zurückwerfen.

Die Deutsche Bahn lehnt den Kompromissvorschlag des Stuttgart-21-Schlichters Heiner Geißler kategorisch ab. "So langsam reicht es ja mit den Varianten. Wir müssen nämlich bauen", sagte Wolfgang Dietrich, der Sprecher des Bahnprojekts, am Mittwochabend der Nachrichtenagentur dpa in Stuttgart.

Die Bahn habe den Vorschlag durchgerechnet und komme auf Kosten von 5,2 Milliarden Euro - was deutlich teurer wäre als die heutige Kalkulation für Stuttgart 21. Diese Zahl hatte auch die Stadt Stuttgart genannt.

Dietrich zufolge sprächen aber auch andere Punkte gegen das Modell. So müssten genauso wie für Stuttgart 21 Grundwasser abgepumpt werden und Tunnel gebaut werden - wogegen die S-21-Gegner vehement protestierten.

Hinzu komme, dass eine neue Planung nötig sei, was das Bahnprojekt um Jahre zurückwerfen würde. Geißler hatte vorgeschlagen, statt des unterirdischen Durchgangsbahnhofs eine Kombilösung aus überirdischer Station für den Regional- und unterirdischer für den Fernverkehr zu bauen.

Zuvor hatte sich mit der SPD bereits ein Teil der grün-roten Koalition in Stuttgart gegen die Idee positioniert. Landtagsfraktionschef Claus Schmiedel hatte von einer "Fata Morgana" gesprochen. Bislang hatte sich die Bahn nicht eindeutig zu dem Geißler-Vorschlag geäußert. Ihre Stellungnahme kommt unmittelbar vor einer Koalitionsrunde zu dem Thema, die an diesem Donnerstag in Stuttgart stattfindet.

Auch der grüne Ministerpräsident Winfried Kretschmann scheint sich auf den Tiefbahnhof einzustellen: Nur noch ein "Wunder" könne den Bau des Bahnprojekts verhindern. Dem Magazin Stern sagte der Grünen-Politiker laut Vorabbericht: "Wir sind in einem Rechtsstaat, und ich kann nicht ungeschehen machen, was meine Vorgänger beschlossen haben." Es gebe Verträge und komplizierte Rechtsfragen, auf die es leider kein einfaches Ja oder Nein gebe. "Es kann ja sein, dass die geplante Volksabstimmung ein Wunder schafft", fügte er hinzu.

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