Der Vorschlag, den Joe Kaeser unlängst Luisa Neubauer gemacht hat, war wohl ehrlich gemeint. So ehrlich jedenfalls, wie es dem Vorstandschef eines im radikalen Umbau begriffenen Weltkonzerns möglich ist, der vergessen machen will, dass er sich als Auftragnehmer einer gigantischen Kohlemine in Australien der Kritik einer mittlerweile globalen Klimaschutzbewegung ausgesetzt sieht. Tatsächlich sprach hinterher kaum jemand von einem vergifteten Angebot, schon gar nicht die Aktivistin selbst, die mit 23 Jahren in einem Aufsichtsgremium der geplanten neuen Unternehmenstochter Siemens Energy hätte Platz nehmen sollen. Statt sich zu empören, ließ Luisa Neubauer den Schachzug Kaesers einfach ins Leere laufen: Sie lehnte die Einladung mit der Begründung ab, ihre Unabhängigkeit nicht aufgeben zu wollen. Sich in das Korsett von Institutionen zu begeben, erscheint der deutschen Leitfigur von "Fridays for Future" als der falsche Weg.
Umweltbewegung:Auf die Straße mit Dutschke
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Fridays for Future sollte von Achtundsechzig lernen: Wollen soziale Bewegungen erfolgreich sein, dürfen sie den Weg in die Institutionen nicht scheuen.
Kolumne von Norbert Frei
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