Kolumne:Ausbruch

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Eine Flucht aus dem Gefängnis fasziniert immer. Bei dem Drogenboss "El Chapo" aber stimmen die Kategorien nicht mehr.

Von Carolin Emcke

Es gibt Vorlieben, die begleiten einen schon so lang, dass sich nicht mehr klären lässt, wann sie ihren Ausgang genommen haben oder worin sie eigentlich begründet liegen. Zu dieser Sorte obskurer Neigungen gehört meine Faszination für Ausbrüche. Während andere Kinder (oder Erwachsene) sich besonders für Überlebende auf einer einsamen Insel oder für die Eroberung unbekannter Territorien begeistern konnten, waren es bei mir alle Varianten des Entkommens aus Zellen, Kerkern oder Höhlen. Ob die alte Erzählung von Joseph, den seine Brüder in eine Grube ohne Wasser geworfen hatten, oder die von Abbé Farias, dem gelehrten Mithäftling von Edmond Dantès in "Der Graf von Monte Christo", der mit ihm den Tunnel aus der Festung des Chateau d'If gräbt (durch den am Ende nur Dantès fliehen kann), jenen Sog entwickelten alle Geschichten von Figuren, die sich der Ohnmacht einer Gefangenschaft, einer Geiselnahme, einer Haft entwinden konnten.

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