Kolumbien:Systematische Morde

Die Farc beklagt gezielte Angriffe auf ihre ehemaligen Kämpfer, bereits 251 von ihnen wurden getötet. Zudem wächst die Gewalt gegen Menschen­rechtsaktivisten. Bewaffnete Banden überfallen auch Bauern, Indigene und Afrokolumbianer.

Die Zahl der getöteten ehemaligen Farc-Kämpfer ist in Kolumbien auf 251 gestiegen. In der Nacht zum Sonntag wurde ein 34-jähriger früherer Guerillero in der Region Cartagena von Unbekannten erschossen, wie die Tageszeitung El Tiempo am Montag (Ortszeit) berichtet. In den vergangenen Monaten nahm die Gewalt gegen ehemalige Farc-Kämpfer und Menschenrechtsaktivisten in Kolumbien stark zu. Vergangene Woche berichtete das Institut für Entwicklung und Frieden (Indepaz), dass dort 2020 insgesamt 307 Menschenrechtler eines gewaltsamen Todes gestorben seien. Milizen, Kriminelle und andere bewaffnete Banden griffen Bauern, Indigene, Afrokolumbianer sowie frühere Farc-Angehörige an. Die Angriffe werden vor allem in abgelegenen einstigen Kampfgebieten verübt.

Die Farc im Besonderen beklagt einen Genozid an ihren ehemaligen Kämpfern. Jede Woche gebe es ein oder zwei Morde, ohne dass der Staat reagiere, erklärte Senatorin Victoria Sandino, die im Kongress die zur Partei umgewandelte Farc vertritt. 2016 schlossen die Guerilla und der damalige Präsident Juan Manuel Santos einen Friedensvertrag. Der vereinbarte Schutz der Ex-Kämpfer bei der Eingliederung ins Zivilleben werde nicht umgesetzt, erklärte Indepaz. In vielen ehemaligen Kampfgebieten streiten paramilitärische Banden über die Kontrolle des Drogenhandels und bedrohen die Bevölkerung. Bei dem seit mehr als 50 Jahren andauernden Bürgerkrieg zwischen staatlichen Kräften, linken Guerillagruppen und rechten Paramilitärs wurden mehr als 260 000 Menschen getötet, etwa sieben Millionen vertrieben. 80 000 Kolumbianer gelten als vermisst. Auch UN, Hilfswerke und Menschenrechtsorganisationen werfen Präsident Iván Duque vor, Bedrohte nicht ausreichend zu schützen und den Friedensvertrag mit der Farc nicht umzusetzen.

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