Süddeutsche Zeitung

Kolumbien:Stichwahl entscheidet über Nachfolge von Präsident Santos

  • Aus der ersten Runde der Präsidentenwahl in Kolumbien geht der konservative Kandidat Iván Duque von der rechten Partei Centro Democrático mit etwa 39 Prozent als Sieger hervor.
  • An zweiter Stelle liegt mit 25 Prozent Gustavo Petro von der linken Bewegung Colombia Humana.
  • Die beiden werden bei der Stichwahl am 17. Juni gegeneinander antreten.
  • Präsident und Friedensnobelpreisträger Juan Manuel Santos durfte nach zwei Amtszeiten nicht erneut kandidieren.

Bei der Präsidentschaftswahl in Kolumbien hat der konservative Ex-Senator Iván Duque die meisten Stimmen bekommen, die absolute Mehrheit jedoch verfehlt. Daher muss Duque im Juni in eine Stichwahl gegen den linken Ex-Guerillero Gustavo Petro. Nach Auszählung der Stimmen in fast allen Wahllokalen kam Duque beim Urnengang vom Sonntag auf 39 Prozent der Stimmen. Um eine zweite Wahlrunde zu vermeiden, hätte er mindestens 50 Prozent holen müssen. Auf Petro entfielen 25 Prozent.

Die Wahlbeteiligung lag bei 53 Prozent - der höchste Wert seit zwei Jahrzehnten. Der amtierende Staatschef und Friedensnobelpreisträger Juan Manuel Santos darf nach zwei Amtszeiten nicht wieder antreten. Die Wahl war die erste seit dem von Santos forcierten Friedensabkommen mit der linken Rebellengruppe Farc, das 2016 einen mehr als 50 Jahre langen Konflikt beendete.

Der frühere Senator Duque gilt als Schützling des ehemaligen konservativen Präsidenten Álvaro Uribe, der den Friedensvertrag ablehnt, aber ebenso wie sein Nachfolger Santos nicht wieder kandidieren darf. Duque hatte angekündigt, Kernelemente des Friedenspakts "korrigieren" zu wollen. Konkret schwebt ihm etwa vor, eine Straffreiheit für Drogenkriminalität zurückzunehmen und ehemalige Anführer der Farc von politischen Ämtern auszuschließen.

Mit seiner kritischen Haltung zum Abkommen greift Duque die Skepsis vieler Kolumbianer auf, die es für zu lax gegenüber den ehemaligen Rebellen halten. Welchen Einfluss Uribe unter einem möglichen Staatschef Duque hätte, ist unklar. Kritiker befürchten, dass eine Regierung mit ihm an der Spitze im Prinzip einer dritten Amtszeit Uribes gleichkäme. Bei vielen Kolumbianern ist Uribe zwar äußerst beliebt, weil ihm eine verbesserte Sicherheitslage und eine Schwächung von illegal bewaffneten Gruppen zugeschrieben wird. Doch wurden dem Militär in seiner Regierungszeit schwere Menschenrechtsverstöße vorgeworfen.

Der linke Kandidat Petro unterstützt hingegen den Friedenspakt mit der Farc und gewinnt vor allem junge Wähler, die sich über tief verwurzelte Korruption und große Einkommensunterschiede empören. Er hat versprochen, Kolumbiens Abhängigkeit von Ölexporten zu beenden und stattdessen über Steuererhöhungen für unproduktive Ländereien den Agrarsektor zu stützen.

Kritiker verweisen indes darauf, dass Petro 1994 den nach einem Putschversuch aus dem Gefängnis entlassenen Hugo Chávez nach Kolumbien brachte, bevor dieser Präsident Venezuelas wurde. Seine früheren Kontakte zu Chávez verwendetem Petros Gegner gegen ihn: Sie warnen, Kolumbien würde mit einem Sieg Petros dramatisch nach links rücken. Verwerfungen an Finanzmärkten wären die Folge, sagen sie. Petro erklärt indes, dass das venezolanische Wirtschaftsmodell nicht funktioniere und er ein "starker Gegner" von Chávez' Nachfolger Nicolás Maduro sei.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.3993718
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ.de/rtr/dit
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.