Wie schwierig eine Einigung mit Uribe werden kann, zeigte sich kurz vor der Einigung bei einem Gespräch in der Hauptstadt. Der Senator sagte zu ausländischen Journalisten, er und seine Partei Centro Democrático seien zwar grundsätzlich bereit, einem Abkommen mit den Farc zuzustimmen. Aber die geplante politische Vertretung der Guerilla im Parlament kritisierte er scharf: "In unserer Regierungszeit sind die Anführer der bewaffneten Gruppen ins Gefängnis gegangen. Jetzt ändert man die Gesetze, damit die Verbrecher ins Parlament gewählt werden können", sagte der frühere Präsident, der von 2002 bis 2010 regierte und die Farc stark schwächte - es waren mit die blutigsten Jahre des Krieges.
Santos war damals sein Verteidigungsminister, seit dieser selbst Präsident ist, fährt er einen versöhnlichen Friedenskurs.
Uribe meint nun, die Regierung von Santos und sein Abkommen könnten dazu führen, dass sich Kolumbien "in ein weiteres Venezuela verwandelt". Der frühere Kriegspräsident ist stets bemüht, seine Leistungen herauszustellen. Mehr als 35 000 Paramilitärs und 18 000 Guerilleros seien in seiner Amtszeit demobilisiert worden, sagte er vor Journalisten.
Allerdings gibt es Zweifel an diesen Zahlen. Kritiker werfen Uribe vor, gemeinsame Sache mit rechten Paramilitärs gemacht zu haben.
Politische Beobachter in Bogotá bezeichnen die derzeitige Waffenruhe als sehr labil. Beide Seiten seien wohl bemüht, so schnell wie möglich das neue Abkommen zu realisieren - in jedem Fall noch vor der Weihnachtspause des Parlaments.
Viele Farc-Kämpfer halten sich angeblich bereits in der Nähe der geplanten Demobilisierungs-Zonen auf, sind also leicht lokalisierbar. Sie haben Angst, dort in Gefechte verwickelt oder gefangen genommen zu werden. Da die Guerilla inaktiv ist, schwinden außerdem ihre Einkünfte. Laut einem Beobachter fällt es ihnen schwer, ihre Leute zu versorgen.
"Noch kein Tag zum feiern"
Ein ehemaliger Farc-Kämpfer, der jetzt in Bogotá Sozialwissenschaften studiert, sagt: "Ich freue mich über das Abkommen. Das gibt den Kämpfern die Möglichkeit, zurück ins gesellschaftliche Leben zu finden. Auch wenn das nicht einfach wird."
Langsamer Tanz in den Frieden: In Kolumbiens Hauptstadt Bogotá feiern die Menschen den zweiten Anlauf zur nationalen Versöhnung.
(Foto: Guillermo Legaria/AFP)In Santa Marta, einer Stadt in der früher stark umkämpften Provinz Magdalena, sind die Leute skeptisch, was das neue Abkommen angeht. "Das ist noch kein Tag zum Feiern", sagt Brenda Bertel Bettin, eine Bankkauffrau. "Wir wissen nicht, ob das jetzt wirklich Frieden bedeutet. Wir sind schon oft enttäuscht worden."
Ähnlich sieht es Hugo Mesa García. Der 30-jährige Student engagiert sich in der Friedensbewegung: "Ich freue mich, dass nun die Einigung da ist. Aber ob sie hält, wissen wir nicht."