Kolumbien:Kolumbien beginnt Friedensgespräche mit zweitgrößter Guerilla

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Handschlag zwischen Regierungsvertreter und Rebell: Juan Camilo Restrepo (links) und der ELN-Kommandant Pablo Beltrán verkünden den Beginn offizieller Gespräche. (Foto: REUTERS)
  • Nach dem Friedensschluss mit den Farc, den Revolutionären Streitkräften Kolumbiens, beginnt die Regierung nun Friedensgespräche mit der ELN (Ejército de Liberación Nacional, übersetzt: Nationale Befreiungsarmee).
  • Zuvor erfüllt die Guerilla eine wichtige Bedingung der kolumbianischen Regierung, indem sie eine prominente Geisel freilässt, den ehemaligen Abgeordneten Odín Sánchez.
  • Der Weg zum Frieden in Kolumbien ist aber noch weit.

Es ist ein Schritt, der den Friedensprozess in Kolumbien vervollständigen soll: Nachdem die kolumbianische Regierung bereits mit der marxistisch-leninistischen Farc-Guerrilla Frieden geschlossen hat, beginnen nun die offiziellen Verhandlungen mit der ELN, der zweitgrößten Rebellengruppe des Landes. Das bestätigte Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos.

Ab dem 7. Februar werden sich beide Seiten in der ecuadorianischen Hauptstadt Quito treffen. Eigentlich sollten die formellen Gespräche schon Ende Oktober beginnen. Sie waren dann jedoch verschoben worden, weil die ELN sich weigerte, ihre letzte verbliebene prominente Geisel freizulassen, den ehemaligen Kongressabgeordneten Odín Sánchez.

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Weiter Weg zum "kompletten Frieden"

Zu dessen Befreiung sei man nun bereit, teilte ELN-Kommandant Pablo Beltrán in einer Erklärung mit. Unterzeichnet wurde sie von ihm sowie von Juan Camilo Restrepo, der die Verhandlungsdelegation der kolumbianischen Regierung anführt. "Wir beginnen damit einen Prozess, der dazu führen soll, den Friedensprozess abzurunden. Er soll uns dahin führen, was Präsident Santos den 'kompletten Frieden' nennt", sagte Restrepo.

Der "komplette Frieden" liegt allerdings noch in weiter Ferne. Es wird erwartet, dass die Verhandlungen mit der ELN mehrere Jahre in Anspruch nehmen werden. So war es auch im Fall der Farc. Die offiziellen Friedensgespräche hatten bereits 2012 in Havanna begonnen. Ihr Abschluss hatte sich mehrfach verzögert, unter anderem, weil die kolumbianische Bevölkerung im Oktober 2016 den Vertragstext in einem Referendum ablehnte. Inzwischen ist er in Kraft getreten, die Farc-Rebellen legen derzeit ihre Waffen nieder. Der Demobilisierungsprozess soll bis Mitte des Jahres abgeschlossen sein.

Erwartet werden komplizierte Verhandlungen

Doch auch danach warten Herausforderungen. Die Farc-Kämpfer sollen mehrjährige Reintegrationsprogramme durchlaufen. Aufwendig ist auch die Entschädigung der Opfer des Bürgerkriegs und ihrer Angehörigen. In dem mehr als 52 Jahre währenden Konflikt wurden etwa sieben Millionen Menschen vertrieben und Hunderttausende getötet. Lange dauern dürfte auch die Arbeit der Übergangsjustiz, die über die Farc-Rebellen Recht sprechen soll.

Die Verhandlungen mit der ELN werden als noch komplizierter angesehen als diejenigen mit den Farc. Das hängt mit den Organisationsstrukturen der Guerillas zusammen. Während die Farc strikt hierarchisch aufgebaut sind, wendet die ELN oft zeitaufwendige, basisdemokratische Prinzipien an.

Die Truppenstärke der ELN wird auf 2500 Kämpfer geschätzt. In den vergangenen zehn Jahren soll sie etwa 50 Prozent ihrer Kämpfer verloren haben. Nach Angaben der kolumbianischen Staatsanwaltschaft ist sie für etwa 7000 Morde und ebensoviele Entführungen, 3000 Fälle von Landvertreibung und etwa 1000 Zwangsrekrutierungen verantwortlich. Zugeschrieben werden ihr auch zahlreiche Angriffe auf Ölpipelines.

Die Guerilla wurde 1964 von Studenten, radikalen Befreiungstheologen und linken Intellektuellen gegründet, unter anderem aus Protest gegen die Armut der kolumbianischen Landbevölkerung.

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