Bürgerkrieg:Kolumbiens Regierung und Farc-Rebellen schließen Waffenstillstand

Bürgerkrieg: Ein Kämpfer der Front of the Revolutionary Armed Forces of Colombia (Farc) vor einer Fahne mit der Botschaft "Unser Traum ist Frieden mit sozialer Gerechtigkeit" in einem versteckten Guerilla-Camp in den Anden.

Ein Kämpfer der Front of the Revolutionary Armed Forces of Colombia (Farc) vor einer Fahne mit der Botschaft "Unser Traum ist Frieden mit sozialer Gerechtigkeit" in einem versteckten Guerilla-Camp in den Anden.

(Foto: AP)
  • In Kolumbien haben sich die kolumbianische Regierung und die Guerillaorganisation Farc auf einen Waffenstillstand geeinigt.
  • Der seit 1964 andauernde Bürgerkrieg zwischen linken Guerillagruppen, rechten Paramilitärs und dem Militär hat mindestens 220 000 Todesopfer gefordert. Mehr als sechs Millionen Menschen wurden vertrieben.
  • Das geplante Friedensabkommen soll durch ein Referendum abgesegnet werden. Es ist jedoch nicht sicher, dass die Mehrheit der Kolumbianer zustimmen wird.

Von Boris Herrmann, Rio de Janeiro

Einer der ältesten bewaffneten Konflikte der Erde ist offenbar beendet. Nach über fünf Jahrzehnten Bürgerkrieg hat sich die kolumbianische Regierung mit der Guerillaorganisation Farc auf einen Waffenstillstand geeinigt. "Heute ist der letzte Tag des Krieges", teilten die Farc-Unterhändler am Mittwoch via Twitter mit. Die Regierungsseite bestätigte die erzielte Einigung. Präsident Juan Manuel Santos machte sich auf den Weg ins kubanische Havanna, wo am Donnerstag ein allgemein als historisch bewertetes Abkommen mit dem Farc-Kommandeur Rodrigo Londoño alias "Timochenko" unterzeichnet werden soll. Neben Gastgeber Raúl Castro wird auch UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon zu der Zeremonie erwartet.

Der Waffenstillstand zwischen Regierung und Rebellen gilt als zentrale Voraussetzung für einen endgültigen Friedensvertrag. Darüber verhandeln beide Seiten seit Ende 2012 in Havanna. Präsident Santos hatte vor wenigen Tagen bekanntgegeben, die Verhandlungen könnten bis zum kolumbianischen Unabhängigkeitstag am 20. Juli endgültig abgeschlossen sein.

Timochenko reagierte aber skeptisch auf diese Ankündigung, die Guerilleros wollen sich bei der Aushandlung der letzten Details nicht unter Zeitdruck setzen lassen. Nach Informationen der kolumbianischen Zeitung El Tiempo soll der Friedensvertrag nun "binnen zwei Monaten" unterschrieben werden. Eine im vergangenen Herbst angekündigte Deadline für den 23. März dieses Jahres verstrich ohne Einigung.

Seit 1964 hat der Konflikt mehr als 220 000 Todesopfer gefordert

Streit gab es bis zuletzt darüber, wie die Entwaffnung der etwa 7000 übrig gebliebenen Farc-Untergrundkämpfer konkret funktionieren soll und wie danach in einem vom Krieg gezeichneten Land ihre Sicherheit gewährleistet wird. Der von allen Seiten brutal geführte Konflikt zwischen linken Guerillagruppen, rechten Paramilitärs und dem Militär hatte seit 1964 mindestens 220 000 Todesopfer gefordert. Über sechs Millionen Menschen wurden aus ihren Häusern und Wohnungen vertrieben. Laut dem jüngsten Bericht des UN-Flüchtlingshilfswerks gehört Kolumbien zu den Ländern mit den meisten Binnenflüchtlingen weltweit. Ganze Regionen sind immer noch mit Minen übersät.

Zuletzt wurde auch wieder verstärkt von Aktivitäten der offiziell längst entwaffneten Paramilitärs berichtet. Auch deshalb zweifelt weiterhin ein großer Teil der Bevölkerung daran, dass die Vereinbarungen von Havanna umgehend Frieden und Versöhnung nach Kolumbien bringen.

Präsident Santos hat in den vergangenen Jahren gegen alle Widerstände auf diesen Tag hingearbeitet. Der Friedensschluss mit den Farc soll sein großes Vermächtnis werden. Geplant ist, dass das endgültige Abkommen von einem Referendum abgesegnet wird. Es gilt aber keineswegs als sicher, dass die Mehrheit der Kolumbianer zustimmen wird. Für Santos ist die Sache deshalb auch ein Wettlauf mit der Zeit. Seine Popularität sank zuletzt auf historische Tiefwerte ab. In dem Maße, wie sich die Verhandlungen von Havanna in die Länge zogen, wuchs auch die Skepsis in der Bevölkerung.

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