Kolumbien:Farc-Geisel gelingt Flucht nach acht Jahren

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Das Martyrium endete unerwartet: Acht Jahre war der frühere Abgeordnete Oscar Tulio Lizcano in der Gewalt der Rebellen - bis er Hilfe von unerwarteter Seite bekam.

Nach mehr als acht Jahren in der Gewalt kolumbianischer Farc-Rebellen ist dem früheren Abgeordneten Oscar Tulio Lizcano die Flucht mit Hilfe eines seiner Aufpasser gelungen. Lizcano und ein Farc-Mitglied alias "Isaza" seien schon vor drei Tagen im Westen des Landes in den Dschungel geflüchtet und am Sonntag auf eine Einheit des Militärs gestoßen, teilte Verteidigungsminister Juan Manuel Santos weiter mit.

Oscar Tulio Lizcano ist überglücklich: Der Politiker war acht Jahre in der Gewalt der Farc. Nur mit Hilfe eines Farc-Mitglieds gelang ihm die Flucht. (Foto: Foto: AP)

Er korrigierte damit eine anfänglich von den Medien verbreitete Darstellung, Lizcano sei vom Militär befreit worden. Allerdings habe militärischer Druck auf die Rebellen die Flucht erleichtert, betonte Santos. Präsident Alvaro Uribe bot Isaza die Freiheit, eine Belohnung und ein neues Leben in Frankreich an.

Lizcano sei angesichts der langen Geiselhaft in relativ guter gesundheitlicher Verfassung, hieß es. Allerdings leide er an Unterernährung und bedürfe psychologischer Hilfe. Die frühere Präsidentschaftskandidatin Ingrid Betancourt, die am 2. Juli gemeinsam mit elf weiteren Geiseln mit einem Trick des Militärs aus der Gewalt der marxistischen Rebellengruppe "Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens" (Farc) befreit worden war, äußerte sich glücklich über die Nachricht von der Flucht Lizcanos. Zugleich rief sie die Farc-Führung auf, ihr Verhalten zu überdenken.

Die Farc, die den Staat seit fast 45 Jahren bekämpft, hält noch schätzungsweise 750 Menschen in ihrer Gewalt. Lizcano gehörte zu einer kleinen Gruppe von nur 29 Politikern, Polizisten und Militärs, die die Farc gegen alle inhaftierten Rebellen eintauschen möchte.

Bei dem großen Rest der Entführungsopfer handelt es sich um ganz normale Bürger, für die die Rebellen Lösegelder erpressen wollen. Die Rebellen sind seit dem Beginn der ersten Amtszeit Uribes 2002 stark geschwächt worden. Da sich die Farc jedoch unter anderem aus den Profiten des Drogenschmuggels finanzieren, und die dichten Dschungel und die unzugänglichen Berge Kolumbiens ein ideales Rückzugsgebiet bieten, halten politische Beobachter in Bogotá einen militärischen Sieg über die Farc für unwahrscheinlich.

© sueddeutsche.de/dpa/gba - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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